#1. Vier Jahre sind vergangen, seit der dunkle Lord die Potters getötet und anschließend verschwunden ist und der Frieden in der Zaubererwelt scheint wieder hergestellt. Doch für die Auroren stellt sich die Sache anders dar, denn noch immer ist ein Großteil der Anhänger Du-weißt-schon-wems auf der Flucht, immer auf der Suche nach einem Weg, dem dunklen Meister zurück an die Macht zu verhelfen. Vor allem nach den Gebrüdern Lestrange wird gefahndet, Rodulphus und Rastaban, sowie nach Rodolphus Frau Bellatrix, einige der treusten und gefährlichsten Anhänger des dunklen Lords.
"Und du bist dir sicher?", fragte Merdock zum fünfzigsten Mal. "Du weißt, wenn das hier schief geht, Mad-Eye, dann können wir uns einen neuen Job suchen." "Ich bin mir sicher", knurrte Moody und das magische Auge rollte zur Seite. "Hatte ich jemals Unrecht?" "Nein, hattest du nicht. Ich weiß, ich weiß", antwortete Merdock und strich sich nervös durchs Haar. "Es ist nur... wenn sie nun wissen, dass wir kommen? Wenn irgendetwas durchgesickert ist und sie uns erwarten? Herrgott, es sind die Lestranges! Ich würde ja behaupten, es sind die schrecklichsten Menschen, denen man begegnen kann, wenn es Du-weißt-schon-wen nicht gäbe!"
Am Nachmittag war der Tipp reingekommen, war mit den anderen Memos ins Aurorenbüro geflattert und groß und rot auf dem Schreibtisch eines jeden Auroren gelandet. Es hieß, man habe nun endlich den Aufenthaltsort der Lestranges ausfindig gemacht, in einem kleinen Zauberdorf an der Nordküste. Offenbar hatte einer der Häftlinge bei einem Verhör gestanden und dabei einen entscheidenden Hinweis geliefert, der endlich dazu führen könnte, die schlimmsten und gefürchtesten Anhänger von Du-weißt-schon-wem zu stellen. Die Auroren hatten das Haus, einen schäbigen dreistöckigen Bau, an dem schon der graue Putz blätterte, umstellt, die Abteilungen für die Bergung und die Sicherheit, die Sanitätsmagier und die Behörde für den Muggelschutz waren bereits informiert und warteten auf ihrem zugewiesenen Posten auf die Bestätigung der Einsatzleitung und die Spannung, die Chance, die dieser Angriff möglicherweise bergen könnte, hatte sich in die Gemüter der anwesenden Männer und Frauen geschlichen und die Nervosität trat selbst bei den Härtesten und abgebrühtesten unter ihnen deutlich zu Tage. Nach der Sache mit den Longbottoms war das kein Wunder. Die Folterung der beiden berühmten Auroren hatte eine Welle der Empörung in der magischen Bevölkerung ausgelöst und die Wut und damit auch den Tatendrang der Hexen und Zauberer verstärkt. Mit neuem Eifer war die Suche nach den flüchtigen Todessern entfacht und mit mit neuem Eifer die Verhöre der Gefangenen verstärkt worden. Die Kontrollen wurden vervielfacht und immer öfter sah oder spürte man jetzt die Dementoren vorbeiziehen, lautlos und immer hungrig nach dem Glück der Menschen.
Doch jetzt schienen die Auroren ihrem Sieg greifbar nahe zu sein. Wenn es stimmte und sich die Lestranges tatsächlich in diesem Haus verschanzten, ja, wenn es gelingen sollte, sie heute fest zusetzten, dann wäre die Macht des dunklen Lords, die noch immer über dem Land lag, endgültig und unwiderruflich gebrochen. Es würde ein Signal an die anderen freilebenden Todesser senden, ein Signal, das aussagen würde: Ihr seid dem Untergang geweiht!
Connor Crickett umklammerte mit schwitziger Rechter seinen Zauberstab und blinzelte angestrengt ins Dunkel. Obwohl er seit zwei Jahren für Moody arbeitete, war er der zweiten Aurorengruppe, der Verstärkung zugeteilt worden und im Grunde genommen war er ganz froh darüber und hatte nicht protestiert. Die Lestranges waren eine Nummer zu groß für ihn. Moody selbst würde mit dem ersten Trupp das Haus stürmen und auf sein Signal, sollte schließlich auch Connor das Haus betreten und die erfahreneren Kämpfer bei der Festnahme unterstützen. Moody hatte darauf bestanden diesen Einsatz ohne die Mithilfe der Dementoren zu regeln, die Fudge ihnen freundlicherweise hatte bereit stellen wollen. Auch dafür war Connor dankbar. Es war auch so schwer genug sich zu konzentrieren. Es hieß, Rastaban sei mit seinen Flüchen so treffsicher wie brutal und angeblich genoss er es, mit seinen Opfern zu spielen, bevor er ihnen letztendlich den Todesfluch versetzte. Und Rodolphus Frau, Bellatrix, war noch schlimmer, verrückt, hieß es, eine Wahnsinnige, vor der sich sogar die Todesser zu fürchten schienen. Connor hatte Fotos von ihr gesehen in den Akten und auf den Steckbriefen, die überall im Ministerium hingen und die Vorstellung, dieser Gestalt in wenigen Minuten vielleicht leibhaftig gegenüber treten zu müssen, jagte ihm eine Heidenangst ein.
Dennoch war Connor mehr als bereit, diesen Einsatz zu wagen. Er hatte Alice Longbottom flüchtig gekannt, sie war eine Freundin seiner Frau, doch er hatte die warmherzige und freundliche Person sehr geschätzt. Das, was mit ihr passiert war, war so brutal wie bösartig und wenn er daran dachte, dass es genauso gut seine Familie hätte treffen können, packte Connor eine derartige Wut, die er nicht einmal in Worte fassen konnte. Die Longbottoms hatten ein kleines Kind, genau wie er selbst und auch die Potters hatten einen Sohn hinterlassen. Zu viele Kinder waren in diesem Krieg zu Waisen geworden, zu viele hatten ihre Eltern im Kampf verloren und waren jetzt auf sich allein gestellt. Es wurde Zeit, dass dieser Alptraum endete. "Für unsere Kinder", dachte Connor. "Und eine bessere Welt."
Als hätte jemand seine Gedanken gehört, wurde das erste Signal abgefeuert. Grüne Funken leuchteten auf und die erste Gruppe setzte sich nahezu lautlos in Bewegung. Hektisch wischte sich Connor die schwitzigen Hände an seinem Umhang ab und ging in die Hocke wie ein Sprinter aus der Muggelwelt an der Startlinie. Erwartungsvoll blickte er zu dem dunklen Haus, doch alles blieb still und ruhig, so ruhig, dass Connor am Liebsten geschrien hätte, nur um diese schreckliche Stille zu durchbrechen. Die Zeit verstrich. Sekunden wurden zu Minuten.
Dann endlich – ein Lichtblitz. Und dann noch einer. Jetzt drang auch ein langgezogener Schrei hinüber und wieder flammten Lichtblitze in rot und grün auf. Ein Krachen und eines der Fenster im Erdgeschoss explodierte in einem grünen Licht. Die schäbigen Vorhänge eines zweiten Fensters fingen Feuer. Mehr und mehr Lichtblitze zuckten herüber und Schreie und Gebrüll hallten durch die Nachtluft. Doch wo blieb das Signal? Das Signal, auf dass sie alle warteten?
Ein zweites Fenster explodierte und das Licht war so grell, dass Connor geblendet die Augen schloss. Als er sie wieder öffnete, war es dunkel geworden. Keine Flüche schwirrten mehr durch die Nachtluft und außer dem Zischen der Flammen, dass die Vorhänge fraß, war kein Laut mehr zu hören. Was war geschehen? War es vorbei? Aber wo blieben dann die verdammten Funken?
Unbarmherzig und dunkel gähnte ihnen das Haus mit seinen schwarzen Fenstern entgegen und in dem Knistern des Feuers glaubte Connor das Gebäude hämisch über sie lachen zu hören. Was, wenn alle darin gestorben waren? Wenn sie nun ein Haus voller Leichen vor sich hatten? Connor schüttelte sich. Nein, sagte er sich. Mad-Eye tot? Unmöglich. Der Mann war nicht so leicht umzubringen. Selbst für die Lestranges.
In diesem Moment gab es einen Knall, der Connor zusammenzucken ließ. Da waren sie. Endlich. Goldene Funken waren aus einem Fenster im zweiten Stock geschossen, klar und deutlich zu sehen, leuchtend im schwarzen Himmel. Den Zauberstab fest umklammernd rannte Connor los, seine Freunde Lee und Megan hinter sich. Mit wenigen Schritten hatte er die Vordertür erreicht und nach einem Schwung seines Zauberstabs schwang sie knirschend nach innen auf. Mit einem letzten tiefen Atemzug wappnete sich Connor auf das, was ihn im Inneren erwarten würde und tauchte dann durch den hölzernen Türrahmen hindurch in das Gebäude.
Der Hausflur war hoffnungslos zerstört. Trümmer und Balken am Boden erschwerten den Dreien den Weg und im Eingang zum Wohnzimmer lag eine Leiche, die Connor jedoch mit einem Blick auf das reglose Gesicht erleichtert als Jay Donnigham, einen lange gesuchten Todesser, identifizierte. Moody stand im Wohnzimmer direkt vor einem der brennenden Fenster. Quer über eine schmuddelige ölige Couch lag eine weitere Gestalt, alle viere von sich gestreckt. "Rastaban", knurrte Moody mit einem Wink auf den Körper. "Schockzauber. Hat versucht Merdock den Kopf wegzublasen, aber ich hab ihn vorher erwischt." "Was ist mit den anderen?", fragte Connor mit angespannter Stimme. "Oh," sagte Moody und eine gewisse gehässige Freude schwang in seiner Stimme mit. "Connor, Megan, darf ich euch Rodulphus Lestrange vorstellen?" Er trat zur Seite und jetzt konnte Connor hinter der Couch eine weitere Gestalt erkennen, mit einem hasserfüllten Ausdruck auf dem erstarrten Gesicht. Moody hatte ihn bereits mit Seilen aus seinem Zauberstab gefesselt und diese ein wenig fester gezogen, als es vielleicht nötig gewesen wäre. Megan neben Connor schauderte sichtbar. "Und hier", fuhr Moody fort und trat mit dem Fuß verächtlich gegen eine weitere Gestalt. "Haben wir die bezaubernde Bellatrix."
Vorsichtig trat Connor näher heran. Halb hinter dem schmutzigen Sofa und den Resten eines zertrümmerten Stuhles verborgen lag eine Frau mit wirrem schwarzen Haar und tief liegenden Augen. Trotz der schweren Augenlider und der Dunkelheit konnte Connor deutlich den Hass und die Verachtung in ihrem Blick sehen, mit dem sie die Anwesenden bedachte, aber gleichzeitig glaubte er, noch etwas Anderes wahrzunehmen. Connor war sich nicht sicher, ob er es richtig deutete, doch meinte er fast so etwas wie Stolz bei dieser Frau zu sehen, als läge sie nicht gefesselt und gefangen auf dem verschmutzen Boden ihres zerstörten Heims, sondern als säße sie auf einem Thron und würde allein durch ihren bösen Blick, sie alle verdammen und dem Untergang weihen. Unwillkürlich trat er ein Stück vor ihr zurück, den obwohl gefesselt und absolut hilflos, war sich Connor sicher, einer Schlange gegenüber zu stehen, verwundet, ja, geschlagen und besiegt, aber immer noch äußerst gefährlich.
Moody dagegen schien diese Bedenken nicht zu teilen, denn er stieß sie mit dunklem Lachen an. "Nicht dein Tag heute, was Bella? Du hast schon mal besser ausgesehen." Lee hinter ihm lachte einmal kurz auf, doch es klang eher ängstlich als belustigt. Diese Frau hatte noch immer Macht über sie und Connor würde erst dann diesen Sieg feiern, wenn die Lestranges sicher und gut verwahrt hinter den Gittern Askabans saßen. Er und Megan tauschten einen Blick und Connor war sich sicher, dass sie Dasselbe dachte.
Hinter ihnen öffnete sich eine Tür. Ein Teil der Auroren hatte das Haus über die Hintertür betreten und gesellte sich jetzt zu den anderen in das zerstörte Wohnzimmer. Ihr Leiter, Todd Jenkins, blickte sich misstrauisch um. "Wo sind Merdock und Pelt?", fragte er an Moody gewandt. "Durchsuchen den Rest des Hauses", sagte Moody. "Erdgeschoss und die ersten beiden Stockwerke sind gesichert. Den dritten Stock haben sie versperrt. Vermutlich müssen die Jungs von der Fluchabteilung da ran, sobald wir das Ungeziefer entsorgt haben." Jenkins nickte. "Schätze, sie benutzen den dritten Stock als Lagerraum", vermutete er. "Was auch immer sie verstecken, in ein paar Stunden haben wir es."
In diesem Augenblick ertönte der Schrei. Ein langer, anhaltender, schriller Schrei, der aus einem der oberen Stockwerke drang und den Connor, solange er lebte, niemals vergessen sollte, denn er fuhr ihm in die Knochen und Eingeweide, ließ seinen ganzen Körper von innen heraus gefrieren. Moody reagierte schnell. "Todd, ihr bewacht die Gefangenen, Crickett, Mayer, Thompson, mitkommen!" Connor tat, wie ihm geheißen. Moody hechtete aus dem Zimmer und eine Treppe hinauf, während der Schrei noch immer anhielt. Connor war sich nicht einmal sicher, ob er von einem Mann oder einer Frau stammte. Er sprintete Moody hinterher, den leuchtenden Zauberstab drohend vor sich ausgestreckt, die Nerven angespannt.
Außer Atem erreichten sie den versperrten dritten Stock. Zumindest war er vor einer halben Stunde noch versperrt gewesen. Jetzt war der Durchgang offen, die Tür hatte es aus den Angeln gehoben. Offenbar war es Merdock und seinen Kollegen gelungen, die Barriere auch ohne die Hilfe der Fluchabteilung zu durchbrechen. Sie standen zu siebt hinter dem Eingang und versperrten Connor, Moody und den beiden anderen die Sicht. "Zur Seite", fauchte Moody über den noch immer anhaltenden Schrei hinweg und versetzte den Auroren einen Stoß, der sie aus dem Weg taumeln ließ. Connor betrat nach ihm den Raum und blickte im Licht der leuchtenden Zauberstäbe in die Finsternis dahinter. "Oh, mein Gott!", entfuhr es ihm.
Der dritte Stock bestand aus einem einzigen großen Raum. Die Fenster waren mit schweren Vorhängen verhangen oder mit Zeitungen verklebt, so dass ein Blick nach draußen unmöglich war. An den Wänden standen einige zugestopfte Regale, mit Gläsern, Pergamenten und zerfledderten Büchern und ganz hinten im Halbdunkel, gerade noch im Lichtschein der Zauberstäbe, lag eine alte hoffnungslos verdreckte Matratze. Doch das war es nicht, was die Hexen und Zauberer stumm am Eingang erstarren ließ, mit einem Ausdruck des Grauens auf dem Gesicht, der Ungläubigkeit, ja, der Angst. Es waren die Leichen. Drei Tote, mit verdrehten Gliedmaßen und im Sterben schrecklich verzerrten Gesichtern, lagen im Halbkreis auf dem Boden. Einer hielt noch den Zauberstab umklammert, als hatte er versucht sich zu verteidigen, sein Ende hinauszuzögern und war doch unweigerlich gefallen. Alle hatten die Gesichter der Mitte des Raumes zugewandt, dem Ort, von dem aus sie ihr Schicksal ereilt hatte, der Ort, von dem aus dieser schreckliche, ohrenbetäubende Schrei bis in die unteren Stockwerke hinunter drang.
In diesem Zentrum saß ein Kind, ein kleines Mädchen. Sie konnte nicht älter als vier oder fünf Jahre alt sein. Sie kniete auf dem schmutzigen Boden, das lange, ehemals blonde Haar, hing ihr in Strähnen ins Gesicht, das mit der spitzen Nase und dem nackten Wahnsinn in den Augen, Connor sofort an Bellatrix erinnerte, die unten verschnürt im Wohnzimmer lag. Sie hatte einen Arm drohend den Männern an der Tür entgegengestreckt und in der Hand hielt sie einen dicken, knorrigen Zauberstab, der in unheimlichen Violett zu leuchten schien. Ihr Mund war weit aufgerissen und sie schrie. Schrie aus vollem Hals, ohne Luft zu holen.
Wie versteinert blickten Connor und die anderen auf das kleine Mädchen herab, unfähig sich zu rühren, zu schockiert von diesem Anblick und – wie Connor später erfahren sollte – zum Stillstand gezwungen durch Magie, die pure Macht in der Stimme dieser Fünfjährigen. Vermutlich wären sie noch ewig dort gestanden, doch es war Moody, der den Bann brach. Als die Stimme des Mädchens erstarb und sie Luft holte für den nächsten Schrei, zückte er den Zauberstab und richtete ihn in den Raum. "Stupor!", schrie er und die Kleine kippte stumm vorneüber, der Stab glitt ihr aus der Hand, rollte über den Boden und blieb direkt vor Connor liegen. Merdock schüttelte sich, als hätte er Wasser in den Ohren und blickte dann verwirrt in die Runde der Hexen und Zauberer. "Was zum Teufel, war das denn gerade?", fragte er.
Die Leichen waren fortgeschafft worden, ebenso wie die Gefangenen. Eine Staffel Dementoren hatte den Abtransport der Lestranges nach Askaban überwacht und geblieben war nur noch das bekannte Gefühl der Leere und des Unglücks, dass sie hinterließen. Die Bergungseinheit hatte das Haus übernommen und die Leute vom Muggelschutz zogen die letzten Illusionszauber auf.
Die Diskussion über die Ereignisse hatte jedoch gerade erst begonnen. Fudge und Dumbledore hatte man je eine Eule zukommen lassen, um sie über diese neusten Entwicklungen zu informieren und die Frage, was nun geschehen sollte, stand noch immer unbeantwortet im Raum. Auch die Identität des Mädchens war noch nicht bestätigt worden, obwohl keiner Zweifel hatte, um wen es sich hier handelte. Die Ähnlichkeit war unverkennbar. Die Nase und der Mund der Mutter und das hellblonde Haar ihres Vaters – dieses Mädchen war ohne Zweifel die Tochter von Bellatrix und Rodolphus. Obwohl niemand etwas von einem Kind gewusst hatte. Und auch niemand schien zu wissen, was nun geschehen sollte.
"Dieses Mädchen hat drei Menschen umgebracht!", schnaubte Jenkins wütend. "Natürlich sollte man diese Brut nach Askaban schicken zu ihren niederträchtigen Eltern. Kind hin oder her – dieses Geschöpf ist bösartig!"
"Wir wissen doch noch gar nicht, ob sie diese Menschen getötet hat!", warf Merdock ein. "Wie sollte sie das auch getan haben können. Himmel, noch mal, das Kind ist vielleicht erst vier Jahre alt! Wie soll sie denn da einen Zauberstab benutzen, geschweige denn einen Todesfluch abfeuern können! Das ist schlichtweg nicht möglich!"
"Habt ihr es nicht gespürt?", versuchte Lee es vorsichtig. "Diese Kraft? Sie hat den ganzen Raum ausgefüllt. Keiner konnte ihr widerstehen. Und sie kam von dem Mädchen, da bin ich mir sicher."
"Ich habe es auch gespürt", sagte Megan. "Es war gruselig. Sie hatte uns alle in der Hand. Wenn Mad-Eye nicht so schnell reagiert hätte... ich will gar nicht daran denken." Sie schlang die Arme um den Körper. "So eine Kraft... so etwas habe ich noch nie gespürt. Das dürfte es eigentlich gar nicht geben."
"Da bin ich mir sicher!", sagte Jenkins verächtlich. "Wer weiß schon, was die Eltern mit diesem Kind angestellt haben, damit es solche Dinge tun kann? Diesen Lestranges traue ich alle Perversionen zu! Dieses... dieses Ding ist eine Gefahr für uns alle, ich sage, sperren wir es weg und wir haben eine Sorge weniger."
"Wir können doch kein unschuldiges Kind in Askaban einsperren!", rief Merdock schockiert aus.
"Unschuldig?", höhnte Jenkins. "Dieses 'unschuldige' Kind hat drei Menschenleben auf dem Gewissen!"
"Das weißt du nicht!", sagte Merdock zusehends verärgert. "Warst du dabei? Hast du etwa gesehen, wie sie es getan hat? Ist mir vielleicht was entgangen?"
"Dir ist entgangen, dass ich den Zauberstab der Göre überprüft habe."
"Und?"
"Ich habe diesen Zauberstab mit dem Prior Incantato - Zauber geprüft!", blaffte Jenkins. "Und der letzte Fluch, der diesen Stab verlassen hat, war ein Todesfluch. Dieses Mädchen hatte den Zauberstab in der Hand, die Tatwaffe, wenn du so willst, und sie war das einzige lebende Wesen in diesem Raum, der mir einem so mächtigen Zauber gesichert war, dass niemand hinein oder hinaus konnte! Wir mussten alle sieben gemeinsam den Gegenfluch sprechen, um diese Barriere aufzuheben. Das sind Fakten, Merdock. Fakten! Und wenn man diese Fakten nun auf die Frage hin untersucht, wer diese Menschen getötet hat, dann drängt sich mir doch die Frage auf: Wenn es das Mädchen nicht war, wer denn dann?"
Stille trat ein und alle blickten sich betreten an. In einem hatte Jenkins Recht: Die Fakten waren tatsächlich erschlagend. Es gab keine andere logische Erklärung. Dieses Mädchen, dieses kleine fünfjährige Mädchen, hatte drei erwachsene Männer mit einem Todesfluch getötet. Connor lief es eiskalt dem Rücken herunter.
Die Entscheidung fiel vier Stunden später und sie machte Todd Jenkins fuchsteufelswild. "Eine Adoptivfamilie? Unter Aufsicht und Überprüfung des Ministeriums? Sind die denn wahnsinnig? Die Göre ist krank! Weggesperrt, ist das Mindeste, was sie tun können!"
"Ich hab gehört, Dumbledore hat sich für das Mädchen eingesetzt", sagte Connor.
"Pah, Dumbledore", schimpfte Jenkins. "Dieses Weltverbesserungsgerede und Geschwätz von einer zweiten Chance, das bringt mich noch um! Dieses Kind ist durch und durch böse und eine Gefahr für die Menschheit! Wie kann ich denn noch guten Gewissens auf die Straße treten, wenn ich weiß, dass dieses Geschöpf frei herum läuft! Ist der Mann denn verrückt geworden?"
"Vielleicht müssen wir Dumbledore einfach vertrauen", sagte Connor vorsichtig.
"Dumbledore ist nicht unfehlbar!", erwiderte Jenkins. "Dieses Kind wird uns noch sehr viel Unglück bereiten und ich verspreche euch, der Tag wird kommen, an dem ihr euch wünschen werdet, ihr hättet auf mich gehört und diese Teufelsbrut noch heute unschädlich gemacht." Mit diesen bitteren Worten wandte Jenkins sich um und stiefelte wutentbrannt in die Nacht. Augenblicke später hörte Connor den Knall, als er disapparierte. Auch die anderen zerstreuten sich, machten sich auf den Heimweg. Connor sammelte seine Sachen ein und zog den Umhang fester um die Schultern. Er hatte stets großes Vertrauen in Dumbledores Urteil gehabt und dem Mann immer vertraut. Doch zum ersten Mal in seinem Leben fragte sich Connor, ob Jenkins nicht Recht hatte und Dumbledore dieses eine Mal, die falsche Entscheidung getroffen hatte.
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