Titel: Wie ich in zwei Welten lebte und meine Fantasie mit Harry Potter trainierte
Ich würde hier gerne einen Beitrag über etwas starten, was mich vor allem in meiner Kindheit bis zum Alter von ca. 12-14 sehr beschäftigt hat. Es ist geht natürlich um Harry Potter aber es ist doch schon wesentlich spezieller, deswegen hier ein Disclaimer: Es wird vielleicht für einige von euch ziemlich verwirrend oder unklar, was ich meine. Dieser Beitrag wird auch komplex und lang, aber hoffentlich auch interessant. Dann mal los.
Eure Meinungen hierzu interessieren mich extrem!
Früher, ich weiß nicht genau wann es angefangen hat, habe ich nicht gewusst, dass es so etwas wie Fanfictions gibt. Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen eine zu schreiben, ich hatte da eine eigene Version. Ich habe in meinem Kopf geschrieben.
Ich habe mich irgendwann mal hingesetzt und mir eine Grundstory, bzw. eine Ausgangssituation ausgedacht (später gab es mehrere, auch zu Star Wars z.B.) und die, an die ich mich am besten erinnere, war eine abgewandelte Version des Campings von Band , mit Harry, Ron, Hermine und einem Charakter, den ich mir selbst ausgedacht hatte. Er hatte irgendeinen Englischen Namen, James glaube ich und er spiegelte in einigen Bereichen mich wieder, in anderen war er jedoch völlig anders. Und er war volljährig, nicht so wie ich damals, ich war recht jung.
Jedenfalls habe ich ausgehend von dieser Situation, die aber noch irgendwelche Einzelheiten hatte, eine Geschichte gesponnen.
Jeden Abend hatte ich dann das Ziel möglichst lange in dieser Welt von Harry Potter zu bleiben ohne dabei einzuschlafen. Ich habe dann immer versucht mich möglichst gut an den gestrigen Abend zu erinnern und wie weit ich war, was passiert war und so weiter und habe dann weitergemacht. Wie eine Serie mit immer neuen Folgen, so kann man sich das vorstellen.
Vorstellen ist hier das richtige Wort, ich habe nämlich nicht in Worten gedacht. Es war wie eine Leinwand nur "vor dem inneren Auge". Es gab Dialoge, Streit, Freundschaft und Landschaften. Ich habe mir Szene ausgemalt und geplant, manchmal sogar länger als einen Abend. Manche Szenen haben mir so gut gefallen, dass ich sie mir immer und immer wieder "ansehen" wollte. Das hat wirklich Spaß gemacht.
Interessant wird es vielleicht an der Stelle, an der ich gemerkt habe, dass ich besser wurde. Jeder besitzt Vorstellungskraft, aber ich habe für mich rausgefunden, dass man die Fantasie trainieren kann. Ich hatte zum Beispiel immer Probleme mit Lichtschwertern. Sie sind immer angegangen ohne das ich das wollte und das sollten sie in der Szene eben gar nicht sein. Angeschaltet konnte ich sie mir immer vorstellen, aber aus, also nur der Griff, das war schwierig.
Drehende Räder waren auch nicht leicht, glaube ich. Ich kann mich hauptsächlich noch an die Lichtschwerter erinnern, aber bei den Harry Potter Storys gab es natürlich auch hin und wieder Sachen, die ich mir einfach nicht so gut bildlich vorstellen konnte.
Ich hatte aber immer das Ziel, nicht mit der ganzen Sache aufzuhören und immer besser zu werden, damit ich irgendwann keine Filme mehr brauche, weil ich sie mir sogar realistischer vorstellen kann. Wirklich so, dass man die Dinge sieht.
Wenn du "Saftige Grapefruit", ließt, dann weißt du was eine Grapefruit ist und so weiter, aber ich sehe etwas was ich mit der Grapefruit verbinde. In dem Moment als ich es eben geschrieben habe, einen Teil eines Levels aus Donkey Kong Country Tropical Freeze, nur als Beispiel.
Dieses Vorstellen von etwas als Bild, habe ich so geübt und irgendwie trainiert, dass es über einzelne Bilder hinausgeht und wenn ich mir etwas vorstelle, dann ist es oft wirklich krass realistisch und komplex.
Man kann es sich ähnlich wie in dem Film "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" vorstellen, nur eben nicht so anfallsmäßig. Ich habe mich nur hingesetzt und bzw. hingelegt und war in der Welt von Harry Potter oder Star Wars (das waren die beiden, die ich am besten fand). Das beste war, dass ich so nicht mal zeit verloren habe. Jeder liegt abends im Bett und kann nicht direkt einschlafen. Diese Zeit habe ich gut genutzt und man konnte so auch ganz gut einschlafen, was ich aber sogar manchmal sehr schade fand, weil die Story weitergehen sollte.
Grundsätzlich hatten diese Storys aber eher weniger Continuity. Eher so wie Alf, dass jede Folge etwas eigenes erzählt (Simpsons für die, die noch nicht in den Genuss von Alf gekommen sind ;)) Manchmal war eine Folge superlang, manche sehr kurz, weil die Ideen nicht so gut waren. Es gab aber mit der Zeit immer mehr Charaktere, dieser James hatte dann auch so eine Doppelidentität und war noch in so einem geheimen Zaubererorden usw.
Der Hauptgrund dafür, dass ich das in diesen Diskussionsbereich poste, ist, dass ich es einfach unglaublich finde,was Harry Potter da in mir ausgelöst hat. Wahrscheinlich in sehr vielen Leuten. Aber eine Welt so gern zu haben, dass man so viel Zeit darin verbringen möchte und es auch irgendwie tut, das ist schon eine Ausnahme. Ich kenne nicht viele Bücher oder Filme oder Serien, die etwas vergleichbares schaffen. Und selbst wenn, dann ist das, meiner Meinung nach, niemals so heftig, wie bei Harry Potter.
Es ist nicht leicht für mich das hier zu schreiben und ich konnte wahrscheinlich nicht klar genug machen, wie sehr ich diese Zeit geliebt habe und wie intensiv das alles war. Das ganze kommt mir fast vor wie ein anderes Leben, es ist unglaublich.
Irgendwann habe ich dann damit aufgehört. Mir wurden diese Szenarien dann irgendwann zu viel und mich haben andere Themen interessiert, Szenarien wie man Mädchen kennen lernt usw. Das hat dann aber den Untergang dieses "Kopftheaters" markiert. Irgendwann habe ich mir dann keine Szenarien mehr ausgedacht und einfach über irgendwas nachgedacht.
Ich weiß nicht wie ich zu der ganzen Sache stehen soll, weil es mir irgendwie peinlich ist, mir das vorzustellen. Noch peinlicher ist es mir, mir vorzustellen, wie ihr euch mich vorstellen müsst. Wahrscheinlich denkt ihr ich bin irgendein Freak oder so, aber das ganze fand ja auf vernünftiger Basis statt und es war auch harmlos. Ich war eben ein Kind.
Klar kann ich das noch, ich glaube jeder kann das, vielleicht habe ich mir den Trainingseffekt auch nur eingebildet. Vielleicht ist das hier der schwachsinnigste Beitrag im Wiki, weil ich etwas selbstverständliches wie Atmen beschreibe oder weil ich etwas so unverständliches beschreibe, dass es niemanden interessiert.
Ich wollte nur ein beispiel dafür geben, wie fantastisch Harry Potter ist und wie es mich geprägt hat. Ich glaube auch, dass mich kreative Arbeiten und Zeichnen und Schreiben deshalb so interessieren, weil ich damals schon so viel "trainiert" habe.
Vermutlich werde ich in näherer Zukunft bereuen das hier geteilt zu haben. Das geht einem aber ziemlich oft so.
Zusammengefasst ergeben sich daraus natürlich die Fragen, ob der beschriebene Trainingseffekt echt ist, ob ich das alles falsch in Erinnerung habe und hier nur Schwachsinn erzähle und es stellt sich die Frage, wie viel von dem, was ich bin, ich Harry Potter und damit JK Rowling zu verdanken habe.
Danke fürs Lesen, mich würde es wirklich interessieren, was ihr so von dem Thema haltet. Denkt ihr eher das ist Schwachsinn und der Beitrag ist einer der vielen unnötigen, die in letzter Zeit immer mehr werden? Oder versteht ihr was ich meine? Hattet ihr vielleicht ähnliche Erfahrungen? Macht ihr sowas vielleicht immer noch?
Was sagt ihr zu all dem? Über viele Antworten würde ich mich freuen, aber verurteilt mich nicht zu hart, ich war zu der Zeit nur ein kleiner Junge, der so manches Dummes Zeug gemacht hat. Und selbst jetzt bin ich vielleicht nur ein dummer Teenager, der nicht bemerkt, was für einen Schwachsinn er da von sich gibt.
PS: Die kreative Lücke, die die Szenarien hinterlassen haben, füllen heute Fanfictions. Unter anderem natürlich, ich zeichne auch viel und manchmal stelle ich mir auch gerne wieder eine komplexe Szene vor, wie damals. Es macht schon ein bisschen Spaß, das muss ich zugeben.
Nochmal Danke dafür, dass du diesen superlangen Beitrag gelesen hast. Ich hoffe ich bekomme superlange Antworten :D