Mir wurde schon mehrmals gesagt, Harry Potter sei albern. Aber das stimmt nicht und das werde ich hiermit beweisen.
Sollte es so einen Beitrag schon geben, möchte ich hiermit darauf hinweisen, dass Themen, wie der Sinn des Lebens, die Liebe oder der Italo-Western schon unzählige Male behandelt worden sind, womit ich mich weder mit diesen auf eine Stufe stellen, noch diese irgendwie bewerten möchte. Der Punkt ist: Vielseitigkeit ist wichtig und neue Zeilen, können neue Perspektiven eröffnen und neue Denkanstöße ermöglichen.
Deshalb viel Spaß mit dem nachfolgenden Essay und schon an dieser Stelle vielen Dank fürs Lesen :)
Zunächst einmal etwas Hintergrund: In der Schule kam es einmal dazu, dass über Harry Potter geredet wurde, im Unterricht sollte ich wahrscheinlich hinzufügen, da ich allein durch meinen Gesprächsbedarf andauernd an Gesprächen über JK Rowlings magische Welt teilhaben darf. Jedenfalls verkündete ein Mädchen, dass sie nicht verstehen könnte, wieso überhaupt Leute auf Harry Potter stehen würden, da es doch total albern sei.
Selbstverständlich habe ich sofort eingeworfen, dass ich ein ziemlicher Fan von Harry Potter sei, was sie wohl nicht wusste, aber trotzdem nicht davon abhielt zu ihrer Meinung zu stehen, was ich toll finde, auch wenn ich ihre Meinung nicht teilen kann.
Denn ich glaube, dass die Meinung, dass Harry Potter albern ist, einfach falsch ist. Ihr werdet mir sicher zustimmen, weil ihr dieses Essay in einem Harry Potter Fandom Diskussionsbereich liest, wo sich normalerweise nur Potterheads rumtreiben. Aber sollte sich ein Muggel in diese Gefilde verirren, so werde ich auch ihm beweisen, dass Harry Potter wirklich nicht albern ist und das es durchaus ein Thema ist, über das man mitten in der Nacht ein Essay schreiben kann.
Die Definition von Albern: 1.(leicht abwertend) einfältig, töricht, kindisch und 2. (umgangssprachlich) klein, wertlos, unbedeutend
(alle Definitionen aus diesem Beitrag nachzulesen auf duden.de)
Dann beginne ich mal mit dem ersten dieser sechs Adjektive: "einfältig".
Definition von "einfältig": naiv, dumm, dümmlich
(ich habe diese Definition sehr verkürzt, weil ich sonst immer weiter definieren müsste, aber ich denke jeder hat jetzt einen genauen Eindruck von "einfältig)
Jetzt stellt sich die Frage, was etwas naiv macht. Naiv ist jemand, der nicht hinterfragt oder zu leichtgläubig ist. Man könnte JK Rowling vorwerfen nur Geld mit der "Wizarding World" verdienen zu wollen und dass die Fans das nicht sehen, weil sie so naiv sind. Aber an dieser Stelle kommt ein von mir ausgedachtes Gleichnis, eine Metapher oder ein Gedankenspiel, nenne man es wie man will, zum tragen: Der Mandarinen-Effekt.
Obwohl viele Leute Mandarinen essen, oder zumindest glauben das zu tun, essen sie viel wahrscheinlicher Clementinen. Denn diese halten sich länger und haben keine Kerne (oder sollten sie zumindest, ich erwische immer wieder welche mit Kernen). Jetzt stelle man sich eine Frau oder einen Mann vor, der jeden Samstag auf dem Wochenmarkt einkauft und sich dort ein Bündel Mandarinen besorgt, welche aber tatsächlich Clementinen sind.
Er kauft sie jeden Samstag gerne und ist mit ihnen super zufrieden. Allerdings merkt er nach Monaten, dass er die ganze Zeit Clementinen gekauft hat. Sollte er jetzt denken, dass er falsch lag? Dass er irrtümlich Clementinen gekauft hat oder dass er einen Irrtum begangen hat, weil er sie immer Mandarinen genannt hat?
Das Gedankenspiel sagt: Darüber sollte er sich keine Gedanken machen. Er kann immer noch jeden Samstag zum Obststand gehen und sich ein Bündel Mandarinen kaufen, auch wenn es eigentlich Clementinen sind. Es hat sich nichts geändert. Er kauft immer noch dasselbe Obst und es schmeckt noch genauso gut.
Das kann man jetzt auch auf Harry Potter anwenden. Sagen wir mal, dass alles hier in diesem Wiki nur erschaffen und ausgedacht wurde um Geld zu verdienen. Wir wussten das nicht und alle Fans dadraußen auch nicht. Aber wir haben regelmäßig die Filme gesehen, die Bücher gelesen, Merchandise gekauft und so weiter und so fort. Und es hat uns viel Spaß gemacht und wir lieben Harry Potter. Wenn wir jetzt erfahren, dass es nur Kommerz war, dann ändert das nichts. Wir können immer noch genau das selbe erleben.
Denn die Intention einer Sache spielt keine Rolle, wenn man den Effekt, den sie letztendlich hatte, betrachtet. Sie spielt eine Rolle, wenn man den Hintergrund oder den Verursacher oder Erschaffer der Sache betrachtet, aber der Effekt bleibt der selbe, solange man bereit ist, weiterhin im Irrglauben zu verweilen und sich keine Gedanken zu machen, was man für ein Obst isst, solange es einem schmeckt und es keine negativen Konsequenzen hat, in der Illusion zu leben.
Deswegen ist es schonmal nicht naiv, ein Fan von Harry Potter zu sein.
Jetzt kommen "dumm" und "dümmlich", sowie "töricht" aus der ursprunglichen Definition für "albern" (da es "unklug" oder "dumm" oder auch "naiv" bedeutet).
Was macht etwas dumm? Um Forrest Gump zu zitieren: "Dumm ist der der Dummes tut ('Stupid is as stupid does')".
Tun wir etwas dummes, wenn wir Fans von Harry Potter sind? Verschwende ich gerade meinen wertvollen Schlaf oder ist es nicht dumm, ein Fan von dieser ausgedachten Fantasiewelt zu sein?
Schon Platon erkannte, dass wir alles nur tun, um glücklich zu sein. Ein Beispiel:
Ich gehe mit einem attraktiven und sympatischen Mädchen ins Kino.
Warum?
Weil ich mir erhoffe, dass sich daraus eine romantische Beziehung entwickelt.
Warum?
Weil ich gerne eine romatnische Beziehung hätte.
Warum?
Weil ich dann Aktivitäten mit ihr machen könnte, die mich glücklich machen und weil sich daraus Liebe ergeben könnte, was ich sehr gut fände.
Warum?
Weil mich das glücklich(er) machen würde.
Und warum willst du das?
Weil ich glücklich sein will.
An dieser Stelle mache es laut Platon keinen Sinn mehr, weiterzufragen. Oder kann jemand von euch beantworten, wieso man glücklich sein will? Damit würde er die Philospohie ziemlich auf den Kopf stellen. Es muss nichts egoistisches sein, es kann einen ja auch glücklich machen jemand anderem eine Freude zu machen.
Also wäre es dumm, etwas dummes zu tun, was bedeuten würde, etwas zu tun, was einen nicht irgendwie, direkt oder indirekt, glücklich macht. Ich kann aus meiner Perspektive sagen, dass Harry Potter mich sehr glücklich macht und mir auch schon viele sehr glückliche Stunden beschert hat. Und ich denke, dass ihr und die anderen Fans dort draußen keine Fans wären, wenn es sie nicht irgendwie glücklich machen würde.
(Und da die Emotionen zu einer Fantasiewelt niemandem schadet, oder maximal verschwindend wenig Personen, ist es auch nach Spocks Ethik in Ordnung)
Also ist es nicht dumm, ein Harry Potter Fan zu sein. Ebenso also nicht einfältig oder töricht.
(2/6 Adjektive von "albern" entkräftet)
Als nächstes kindisch. Definition: "Sich in unangemessener, für einen Erwachsenen unpassender Weise wie ein Kind benehmend;"
Natürlich könnten wir auch dieses Adjektiv mit Platon "vernichten" und sagen, dass das Verhalten einen glücklich macht und deshalb sinnvoll ist, aber ich ziehe lieber noch ein Wörtchen durch den Kakao um die "Wizarding World" zu verteidigen.
In etlichen Songs der Rockmusik und auch in allen andern Genres der Musik geht es darum, das zu tun, was man will und man selbst zu sein. Auch wen das in manchen Fällen für die Allgemeinheit oder für andere schlecht sein kann (ein harmloseres Beispiel wäre Alf, der so ziemlich das ganze Haus der Tanners verwüstet, aber damit er selbst ist. Ihr könnt euch denken was ich meine).
Alles in allem steht dem "Man selbst sein" also nur die schon erwähnte Ethik Spocks ("Das Wohl von Vielen, es wiegt schwerer als das Wohl von Wenigen oder eines Einzelnen"). Schadet es irgendjemandem ein Rebell zu sein, der tut was er für richtig hält, auch wenn andere ihn als kindisch bezeichnen, INDEM er ein Harry Potter Fan ist? Wie bereits oben erwähnt, denke ich nicht, dass das der Fall ist.
Aber ist es überhaupt ein rebellisches Verhalten, ein Harry Potter Fan zu sein? Ist das überhaupt kindisch?
Nein, das ist es nicht. Fantasie und Literatur, wie die Harry Potter Romane erfüllen Menschen auf der ganzen Welt mit Freude. Fantasie gibt dem Menschen erst die Möglichkeit zu träumen, etwas großes zu erreichen und ein wahrhaft glückliches Leben zu führen. Es gibt so viele Erwachsene Fans von Harry Potter, sollten diese alle falsch liegen, weil sie etwas tun, was ganz natürlich für den Menschen ist, indem sie träumen und ihrer Fantasie Raum geben? Nein, das ist nicht unangebracht, das ist völlig normal. Selbstverständlich gibt es bestimmte Bereiche, in denen Fans kindisch werden, aber darum geht es hier nicht. Es geht um das Fansein von Harry Potter im allgemeinen und das ist nicht kindisch, ganz sicher nicht.
Also ist es nicht kindisch, ein Harry Potter Fan zu sein.
(3/6 Adjektive von "Albern" entkräftet)
Die letzten drei erledige ich alle auf einmal: "klein", "wertlos" und "unbedeutend".
"Wer auch immer ein einziges Leben rettet, der ist, als ob er die ganze Welt gerettet hätte", ist eine jüdische Weisheit, einigen von euch vielleicht bekannt aus dem Film "Schindlers Liste".
Daran anschließend bin ich mir ganz sicher, dass Harry Potter nicht nur ein, sondern viel mehr Menschenleben gerettet hat. Ich habe keine Ahnung von Depression und ich würde mich schlecht dabei fühlen, solche Themen zu erklären, denn ich wäre mir unsicher, ob ich es vielleicht verharmlose und damit das Leiden vieler Menschen verharmlosen würde. Aber lasst mich so viel sagen: Es gibt mit Sicherheit Leute, deren Leben Harry Potter gerettet hat, indem diese magische Welt sie vor dem Selbstmord bewahrt hat. Es gibt unendlich viele Gründe, die für das Leben sprechen, aber ich bin mir sicher, dass manche nur noch einen Grund hatten und der war dieses fantastische Universum, das JK Rowling der Welt geschenkt hat. Und wir sollten froh sein, dass Harry Potter diesen Menschen einen Sinn gegeben hat.
Ich möchte an dieser Stelle anmerken, wie unsicher ich mir bin, was diese Aussagen zu diesem Punkt angeht, denn ich weiß, dass es sehr heikle Themen sind und ich möchte noch dazu sagen, dass ich es einfach nicht besser weiß und das ich mögliche Fehler in meiner Ausdrucksweise nicht erkennen kann, ihr aber vielleicht schon. Vor allem das Thema Suizid ist so komplex, dass ich es an dieser Stelle ganz stumpf mit einem einzigen Satz beenden möchte, um keinen Bogen zu spannen, den ich nicht vollenden kann: Es gibt immer einen guten Grund weiterzumachen.
Um die Stimmung aufzulockern jetzt eine Zeile aus Alf (was keinesfalls als respektlos aufgefasst werden sollte, ich persönlich habe es nur nicht so gerne etwas zu lesen, was bei einem ein schlechtes Gefühl hinterlässt):
" Alf schreckt aus einem Alptraum hoch:' oh ... ich sollte vor dem Schlafengehen keine Filme mehr essen ...'"
Nicht dein Humor? Egal, wir waren gerade dabei stehen geblieben, warum Harry Potter keinesfalls wertlos, klein und unbedeutend ist.
Es gibt auf diesem Planeten millionen Harry Potter Fans. Nicht umsonst ist die Harry Potter Reihe die erfolgreichste Buchreihe aller Zeiten (wenn man mal von Reihen absieht, die alle paar Tage einen neuen Band rausbringen). Und über 500 Millionen Verkäufe sind schon eine Menge. Einfach gigantisch! Wer das klein nennt, hat ein zu großes Ego ;)
Und unbedeutend ist es auch nicht, denn diese vielen Leser haben so viele Emotionen empfunden und Sachen erlebt, dass ich es in diesem Essay nicht beschreiben kann.
Und wertlos? Naja, an Geld gemessen schon mal nicht, lange Zeit gab es ja den Mythos JK Rowling sei Reicher als die Queen. Und mal ehrlich über 500 Millionen verkaufte Bücher, dann noch Hörbücher, die Filme, das Merchandise, Cursed Child, sowohl als Theater als auch als Skript, die Warner Bros. Studio Tour und der Themenpark in Orlando, etc. haben so viele Moneten eingespielt, dass wir uns das gar nicht richtig vorstellen können.
Und den persönlichen Wert, den das ganze für uns hat, den kann man jeden Tag hier im Wiki sehen, wenn neue Beiträge geteilt werden, Diskussionen geführt werden, RPGs gespielt werden, Fanfictions geschrieben oder Essays um 01:00 Uhr Nachts verfasst werden.
(6/6 Adjektive von Albern entkräftet)
Tja, damit habe ich jetzt wohl bewiesen, dass das Mädchen aus meiner Stufe falsch liegt und falsch lag, als sie sagte, Harry Potter sei Albern. Natürlich kann sie diese Meinung vertreten, sie kann meinetwegen auch sagen, dass der Sonnenaufgang, der salzige Geschmack der See, die Liebe in dieser Welt oder die unendliche Wärme, die von einer heißen Tasse Kakao an einem verschneiten Tag ausgehen kann, albern sei.
Es wäre nur einfach falsch.
Danke fürs Lesen nochmal. Ich hoffe euch hat dieser Beitrag gefallen.
Was ist eure Meinung zu dem Thema? Stimmt ihr mir zu? Habt ihr andere Ansichten zu manchen Punkten? Findet ihr es in Ordnung, dass ich Forrest Gump und Platon auf eine Stufe gestellt habe :D?
Und schließlich: Findet ihr Alf lustig oder einfach nur albern?