Die nächsten paar Stunden Fahrt verliefen ruhig und ohne weitere überraschende Abzweigungen. Hin und wieder warf Alec einen Blick auf den Zettel mit der Routenbeschreibung, um sicherzustellen, dass sie sich noch auf dem richtigen Weg befanden, oder er kommentierte Carinas seiner Meinung nach "sehr professionellen und nonchalanten" Fahrstil.
Nach einer Weile wurde der Weg immer holperiger und steiler und die Gebirgskette schien immer näher zu rücken, immer greifbarer zu werden. Irgendwann war die Sonne gänzlich hinter den Bergen verschwunden und rosarote Streifen zogen sich über den Himmel, bis das Farbspiel zu einem samtigen Dunkelblau wechselte. Als sich die ersten Sterne am Himmel zeigten, war der Weg bereits so steil, dass Carina vor Konzentration schweißnasse Hände bekam, die sich krampfhaft um das Lenkrad klammerten.
"Lass uns eine Pause machen", schlug Alec entschieden vor, woraufhin sie wenige Minuten später eine Stelle fanden, an der es etwas weniger steil war und die Straße breit genug war, dass andere Autos an ihnen vorbei fahren konnten. Sobald Carina aus der Fahrerkabine gesprungen war und die frische, kühle, kanadische Bergluft ihre Lungen füllte, merkte sie, wie sehr sie diese Pause tatsächlich gebraucht hatte.
"Ich verstehe einfach nicht", stöhnte sie und lehnte sich gegen die verschlossene Fahrertür, "wie die Muggel ohne magische Transportmittel zurechtkommen. Wenn ich dazu gezwungen wäre, jedes Mal auf diese unangenehme Weise zu verreisen..."
"Nun, so unangenehm ist es doch gar nicht. Du hast immerhin die charmanteste Gesellschaft, die man sich auf so einer Reise wünschen könnte." Er grinste. "Ich hab eine Idee, warte kurz." Mit diesen Worten verschwand er durch eine der hinteren Türen im magisch vergrößerten Teil des Wohnmobils. Carina schüttelte den Kopf, streckte ihre von der langen Fahrt schmerzenden Glieder und legte anschließend den Kopf in den Nacken, um den Himmel zu betrachten, an dem mit jeder Minute immer mehr Sterne wie angeknipste Glühbirnen aufzutauchten. Es war wirklich ein atemberaubender Anblick, allerdings hatte es auch etwas einschüchterndes an sich, wie sich die Berge um sie herum wie dunkle Riesen in den Nachthimmel reckten. Riesen - würde ihre nächste Mission möglicherweise mit ihnen zu tun haben? Bei Riesen war die Gefahr wohl nicht so groß wie bei Hauselfen, dass sie gestohlen werden könnten - Carina hätte bei diesem Gedanken beinahe aufgelacht, aber dann fiel ihr ein, dass die Todesser, die für die Entführungen verantwortlich waren, auch die Riesen von sich überzeugen konnten. Obwohl drei von Voldemorts Gefolgsleuten jetzt sicher hinter Schloss und Riegel steckten - nämlich Jason Rutherford, Carrow und Macnair - waren womöglich in genau diesem Moment irgendwo da draußen andere dunkle Mächte am Werk, und es war nicht ausgeschlossen, dass ihre Mission sie auf direktem Weg zu einer zweiten haarsträubenden Konfrontation mit ihnen führen würde. Carina schauderte und zog den Mantel, den sie trug, enger um sich, weil ihr auf einmal sehr kalt war. Und als wäre das nicht schon genug, ließ sie das plötzliche Rascheln in einigen Metern Entfernung so stark zusammenzucken und zurückweichen, dass sie beinahe hinten über gefallen wäre.
"Hey, ich hab... ist alles in Ordnung?"
Alec war wieder aufgetaucht, mit einer Teekanne in der einen und zwei Tassen in der anderen Hand. Besorgt musterte er ihre blasse Miene und beobachtete, wie sie zögerlich ein paar Schritte in die Richtung lief, aus der das Rascheln gekommen war. Sie hatten an einem kleinen Abhang geparkt und nur ein dürftiger Maschendrahtzaun trennte die Straße von einer Art Steinschlucht, die mit Büschen und Sträuchern gesäumt war. Mit der Hand am Zauberstab spähte Carina in die Tiefe, drehte sich einmal um die eigene Achse und kehrte dann schulterzuckend zu Alec zurück.
"Ich dachte, ich hätte...ach, egal, ich werde wahrscheinlich schon paranoid."
Alec blickte sich ebenfalls mit gerunzelter Stirn um, dann zuckte auch er mit den Schultern. "Na, wie auch immer, ich hab uns Tee gemacht. Es gibt in dieser Küche fast alles - ich hab sogar ein paar Schokokekse entdeckt! Ich denke, wir werden nicht verhungern..." Carina zwang sich zu einem Lächeln und ließ sich von ihrem Freund Tee einschenken, doch weder das warme Getränk noch das unbesorgte Geplapper Alecs über die Möglichkeit, sein Leben lang in einem solchen Wohnmobil zu leben, wenn es sogar mit Schokoladenkeksen ausgestattet war, oder der schöne Anblick des Sternenhimmels konnten das unbestimmte Unbehagen verscheuchen, das von ihr Besitz ergriffen hatte.
Carina nahm den Autoschlüssel mit einem nervösen Lächeln entgegen und kletterte mithilfe Alecs angebotener Hand in die Fahrerkabine. So weit, so gut - als sie allerdings den Blick über das Armaturenbrett mit all den Knöpfen schweifen ließ, wurde ihr etwas flau im Magen.
"Ähm, ich sollte vielleicht erwähnen, dass ich meinen Führerschein in London gemacht hab und deswegen an LINKSverkehr gewöhnt bin..."
"Ach, du kannst dich sicher schnell umgewöhnen", versicherte ihr Brian Hudson mit zuversichtlichem Lächeln. "Viele der hier versammelten Ministeriumsmitarbeiter haben ein Fahrgerät wie dieses bis vor einigen Tagen gerade mal von weitem gesehen; mussten sich spontan einer Prüfung unterziehen und haben letztendlich einen gefälschten Führerschein vom Ministerium bekommen...glaub mir, du wirst ohne jeden Zweifel eine der begabtesten Fahrerinnen sein."
Wie zum Beweis dafür setzte in diesem Moment eines der Wohnmobile in einigen Metern Entfernung aprubt zurück und stieß mit der Stoßstange gegen einen Stapel Kisten, welche krachend umfielen. Carina wusste nicht, ob sie sich dadurch viel besser fühlen sollte.
"Nun ja, es ist für alle eine große Umgewöhnung, wenn man sein Leben lang nur mit Flohpulver und Besen gereist ist", sagte Mr. Hudson unbekümmert. "Aber falls ihr wirklich in Schwierigkeiten steckt, der Wagen liegen bleibt oder dergleichen, gibt es auch noch diesen Notfallknopf - " Er deutete auf einen unscheinbaren silbernen Knopf unter dem Radio. "Wenn ihr darauf drückt, wird euch jemand von uns zur Hilfe kommen, also keine Angst."
"Angst? Wer hat denn hier Angst?", murmelte Carina ironisch und suchte das einschüchternd wirkende Meer aus Tasten, Knöpfen und Anzeigen vor ihr nach dem ab, was ihr Fahrlehrer Zündschloss genannt hatte. Sie fand es schließlich etwas unterhalb des Lenkrads und steckte den Autoschlüssel probehalber hinein. Augenblicklich sprang der Motor mit einem beunruhigend lauten Knattern an.
"Na bitte, das läuft doch wie am Schnürchen", rief Mr. Hudson über das Dröhnen hinweg und klopfte zufrieden auf die Motorhaube, auf der das riesige VW-Zeichen prangte.
Carina stellte den Motor wieder ab, während Alec um das Auto herumlief und sich neben sie auf den Beifahrersitz fallen ließ. Inzwischen war es in dem großen Raum schon ein wenig leerer geworden; einige Fahrzeuge waren bereits auf die ihnen zugewiesenen Straßen appariert.
"In Ordnung, ihr beide: im Radio habe ich bereits die Koordinaten für den vor No maj-Augen gesicherten Ort eingestellt, von dem aus ihr auf direktem Wege zum ersten Ziel fahren könnt. Ihr könnt also gleich einfach dorthin apparieren und los geht's mit der Reise. " Er blickte die beiden erwartungsvoll an. "Habt ihr noch Fragen?"
Carina ging in Gedanken erneut alles durch, was ihr soeben erklärt worden war, und verneinte, während Alec den Kopf schüttelte.
"Wunderbar!" Lächelnd schüttelte Brian Hudson einem nach dem anderen die Hand.
"Dann wünsche ich euch beiden viel Erfolg. Denkt daran, euch von den Kobolden nicht einschüchtern zu lassen und bei Verkehrskontrollen nicht nervös zu werden. Sagt einfach, ihr macht Urlaub und wolltet einmal eine Tour durch die Rocky Mountains machen...euch fällt schon etwas ein. Im Notfall könnt ihr natürlich jederzeit mittels des Flohnetzwerks Kontakt mit mir aufnehmen."
Nachdem er sich verabschiedet hatte, stand nur noch Mr. Brownstone bei ihnen neben der geöffneten Fahrertür. Er nahm seine Hornbrille ab und putzte sie sich an seinem Anzug ab, was wohl ein untrügliches Zeichen dafür war, dass er nicht genau wusste, was er sagen sollte. "Nun denn. Viel Glück, ihr beiden." Er zögerte, setzte sich die Brille wieder auf und als er sprach, hatte er die Stimme ein wenig gesenkt und trat näher an die beiden heran. "Ich...Professor Dumbledore hat mich selbstverständlich über die wahre Natur eures Auftrages aufgeklärt und ich möchte daher noch einmal persönlich darum bitten, Vorsicht walten zu lassen. Seitdem ich mit diesem Hauselfen geredet habe, Dobby, wenn ich mich recht entsinne ... seitdem es diese Meldungen über verschollene magische Geschöpfe gibt..." Er brach ab und schüttelte den Kopf. "Ich kann es nicht leugnen, ich mache mir Sorgen, und ich mache mir auch Sorgen um euch. Ich denke, ihr würdet zwei sehr fähige Ministeriumsarbeiter abgeben. Seid bitte vorsichtig."
"Natürlich, Mr. Brownstone", erwiderte Carina, allerdings fiel ihr Lächeln etwas gezwungen aus, da seine besorgte Miene sie prompt daran erinnerte, wie ernst sie ihren Auftrag tatsächlich zu nehmen hatten und was dabei alles schiefgehen konnte.
"Wir melden uns bei Ihnen", fügte Alec hinzu; erneut wurden beiden die Hände geschüttelt und die Fahrertür wurde zugeschlagen.
Carina zögerte, bevor sie auf die Warnblinktaste und die Hupe drückte, um mit dem Wohnmobil zu apparieren. Sie warf Alec einen Blick zu. "Bereit?"
Er grinste. "Bereit."
"Auto fahren?", wiederholte Alec ein wenig entsetzt und Flashblacks von seiner albtraumhaften letzten Fahrstunde, bei der das Auto in einem Graben gelandet war, tauchten vor seinem inneren Auge auf. Carina presste die Lippen aufeinander, um ein Auflachen zu unterdrücken, und tätschelte beruhigend seine Hand.
"Keine Sorge, ich habe vor kurzem meine Fahrprüfung bestanden. Ich bin zwar noch etwas unsicher, aber es müsste funktionieren."
"Großartig, dann werde ich euch gleich mit euren Mitarbeitern bei diesem Auftrag bekannt machen und euch die koboldgefertigten Gegenstände, die abzugeben sind, aushändigen. Wenn ihr mir dafür bitte folgen würdet."
Mr. Hudson erhob sich und Mr. Brownstone, Alec und Carina hefteten sich an seine Fersen, als sie erneut auf den Flur hinaustraten und er ein paar Meter den Flur hinunter an eine weitere Tür klopfte.
Anstatt eine Antwort zu erhalten, wurde die Tür von innen aufgerissen und ein hagerer Mann mit zwei jungen Ministeriumsmitarbeitern und einem verkniffen dreinblickenden Kobold im Schlepptau lief ihnen geradewegs in die Arme.
"Oh, Brian. Ihr kommt genau richtig, es werden gerade die Gruppen eingeteilt und die letzten Gegenstände verteilt. Ich denke, es wird auf euch gewartet. Tut mir leid, ich bin etwas in Eile." Beim Davonlaufen tupfte er sich mit einem Stofftaschentuch den Schweiß von der Stirn und murmelte etwas, das nach "immer diese albtraumhaften Großprojekte", "inkompetente Mitarbeiter" und "Kobolde - verfluchte Geizhälse" klang.
Alec grinste und sah aus, als ob er etwas sagen wolle, aber als Mr. Hudson die Tür öffnete und sie in den Raum winkte, blieben ihm die Worte im Mund stecken.
Beide hatten ein weiteres kleines Büro erwartet, weshalb der Anblick, der sich ihnen bot, sie umso mehr überraschte. Der Raum hatte beinahe die Ausmaße des Saales mit den Kaminen, in dem sie angekommen waren, und war noch schlichter eingerichtet. Ungefähr zehn Muggel-Wohnmobile standen kreuz und quer verteilt, was dem Saal das Aussehen eines bizarren Parkhauses verlieh.
Der Raum summte vor Gerede, Hektik und Betriebsamkeit: Um die einzelnen Fahrgeräte hatten sich Grüppchen verteilt, die die fremdartigen "No-Maj-Transportmittel" neugierig betrachteten; es wurden letzte Modifizierungen vorgenommen und bestimmte Ministeriumsarbeiter wurden von anderen anderen umringt, da sie den Teams gerade letzte Anweisungen gaben und das Vorgehen erklärten. Andere Mitarbeiter liefen mit Taschen, Körben, Kisten, und was es sonst noch für Behälter gab, die höchstwahrscheinlich größtenteils mit Kobold-Artefakten gefüllt waren, umher; luden Gepäck in Kofferräume, die magisch aufs zehnfache vergrößert worden waren und trugen die Gegenstände und dazugehörigen rechtmäßigen Besitzer in Listen ein.
Es waren auch einige Kobolde anwesend; sie schienen das ganze Treiben misstrauisch und mit klugen Adleraugen zu beobachten und darauf zu achten, dass kein Zauberer doch heimlich irgendetwas für eigene Zwecke einsteckte.
"Jedem Team wird sowohl ein Transportmittel als auch eine eigene Liste mit speziellen Koboldminen in den jeweiligen Provinzen zugeordnet", erklärte Mr. Hudson über seine Schulter hinweg. "Hier entlang bitte, dies ist euer Wohnmobil. Wir haben Recherchen angestellt, damit jedes Fahrgerät in den Augen der No-majs möglichst harmlos und authentisch wirkt." Er grinste, und als Carina und Alec seinem Blick folgten, wussten sie auch, warum. Das Wohnmobil war über und über mit aufgemalten Blumen und Peacezeichen bedeckt.
Pünktlich um 9 Uhr standen die beiden mit gepackten Taschen in der Lobby, wo Mr. Brownstone sie bereits erwartete.
Anders als am vorigen Tag trug er einen etwas formelleren Anzug und schien sich größte Mühe gegeben zu haben, sein spärliches Haar mit Gel zu glätten.
Unwillkürlich spähte Carina an sich hinunter und fragte sich, ob sie und Alec nicht unter all den förmlich gekleideten Ministeriumsarbeitern auffallen würden wie zwei Hippogreife in einer Schar Einhörner.
Mr. Brownstone schien sich jedenfalls keine Sorgen diesbezüglich zu machen.
Er stand mit gerunzelter Stirn der Nähe des Kamins, eine lederne Aktentasche in der einen und eine aufgeschlagene Zeitung in der anderen Hand, von der er aufblickte, als sie sich ihm näherten. Sein Lächeln fiel etwas zerstreut aus, als wäre er in Wirklichkeit mit den Gedanken ganz woanders.
"Guten Morgen, ihr zwei! Und, freut ihr euch schon?"
Carina warf Alec einen Blick zu. An seinen strahlenden Augen konnte sie sehen, dass er sich definitiv schon auf den Auftrag freute. Was sie selbst anging, so war sie zwar ebenfalls enthusiastisch; allerdings hatte sich ein merkwürdiges, angespanntes Gefühl in ihr eingenistet, seit sie morgens aufgestanden war, und wenn immer sie an ihren Auftrag dachte, machte ihr Magen ein paar nervöse Saltos.
'Die beiden sind kaum mehr als Kinder. Ihnen fehlt eindeutig die Ausbildung und Erfahrung, sich erneut in eine derart brenzlige Situation zu stürzen.'
Snapes spöttischen Worte wollten ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen, genauso wenig wie Professor Dumbledores darauf folgende Worte: 'Ich könnte mir niemand passenderen für diesen Auftrag vorstellen' und 'Die beiden genießen in dieser Sache mein vollstes Vertrauen.'
Sie konnte die Verantwortung regelrecht spüren, wie sie auf ihren Schultern lastete. Was, wenn Snape Recht behalten würde? Was, wenn sie der Aufgabe nicht gewachsen waren? Wenn sie Dumbledore - und den Orden - enttäuschten?
"Klar!", sagte Alec und stieß sie mit dem Ellbogen an. "Wir sind hochmotiviert, oder? Ähm, gibt es ein Problem?"
Ihm war Mr. Brownstones leicht besorgte Miene anscheinend auch aufgefallen.
Er blinzelte und diesmal wirkte sein Lächeln nicht mehr so abwesend, allerdings ein wenig betrübt.
"Nein, alles in Ordnung. Allerdings scheint es ein paar neue Fälle von verschwundenen Hauselfen und Kobolden in den Rockys gegeben zu haben, und mittlerweile haben auch die Medien davon Wind bekommen. Hier." Er hielt ihnen eine kanadische Zeitung unter die Nase und tippte mit einem seiner langen dünnen Finger auf einen Artikel ganz oben. "Das...das ist nicht gut. Es gab noch nie einen Fall wie diesen. Verbotener Handel mit Hauselfen auf dem Schwarzmarkt, ja, aber Entführung von Hauselfen? UND Kobolden?" Er schüttelte den Kopf, faltete die Zeitung zusammen und legte sie auf den Sessel, auf dem der alte Mann am vorigen Abend noch gesessen hatte.
"Wir können nur hoffen, dass wir die Sache so schnell wie möglich aufklären, denn sollten tatsächlich...ihr-wisst-schon-welche-Leute dahinter stecken und sollte das ans Tageslicht kommen, könnte es eine Massenunruhe geben. Und Schlimmeres."
"Keine Sorge, dafür sind wir doch da", sagte Alec grinsend und klopfte Mr. Brownstone freundschaftlich auf die Schulter.
Carina verdrehte zwar die Augen, wünschte sich aber, selbst etwas von der Selbstsicherheit ihres Freundes zu haben. Mr. Brownstones Worte trugen nicht gerade dazu bei, dass sie sich weniger aufgeregt fühlte.
"Nun denn", sagte dieser und klatschte in die Hände. "Ich schlage vor, dass wir uns beeilen. Wir werden schließlich erwartet. Wir sehen uns gleich im Ministerium wieder!"
Er griff mit der Hand, die nicht die Aktentasche umklammert hielt, in eine hübsche hölzerne Schachtel mit Flohpulver, die auf dem Kaminsims stand, und stieg in den Kamin. Er war zwar ziemlich hoch und breit, und Carina und Alec hatten gesehen, dass Hexen und Zauberer schon den ganzen Morgen lang am laufenden Bande darin verschwunden und erschienen waren; allerdings musste der Ministeriumsmitarbeiter sich mit seiner großen Gestalt ein wenig bücken, um gänzlich hineinzupassen.
"Zauberministerium!", sagte er klar und deutlich, und sofort loderten giftgrüne Flammen auf und züngelten an seinem Körper hoch, bis er verschwunden war.
"Ladie's first", sagte Alec mit einer albernen Verbeugung und Carina machte alles nach, was Mr. Brownstone getan hatte.
Als sie sich den Ruß von den zusammengekniffenen Augen gewischt hatte und wieder klar sehen konnte, hatte sie das Hotel verlassen.
Nachdem sie ihr Gepäck von einem Laufband abgeholt hatten, wieder ein paar Leuten irgendwelche Pässe oder Ausweise gezeigt hatten und durch den halben kanadischen Flughafen gelaufen waren (welcher sich im wesentlichen kaum vom Heathrow Airport unterschied), standen sie nun mit ihren Koffern an einer großen Straße vor dem Eingang des Flughafens.
Sie waren zwar ungefähr 8 Stunden geflogen, aber wegen der Zeitumstellung war es in Toronto noch mitten in der Nacht; der Himmel war pechschwarz und wolkenverhangen und Carina und Alec fröstelten angesichts der kühlen nächtlichen Brise.
"Und, wie fandet ihr euren ersten Flug ganz ohne Besen nun?", fragte Mr. Brownstone mit einem schwachen Lächeln.
"Ich fand es großartig", verkündete Carina und meinte es tatsächlich so. Es war eine interessante Erfahrung gewesen, in dieser Muggel-Maschine auf einem bequemen, gepolsterten Stuhl zu sitzen, wohlwissend, dass man sich in Wirklichkeit hunderte von Metern über dem Boden befand.
Alec sah immernoch ein wenig blass aus.
"Mh-mh. Wirklich toll. Wo...wo geht's jetzt eigentlich als nächstes hin?"
"Zu euren Unterkünften", erwiderte Mr. Brownstone und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. "Das Ministerium stellt ausländischen Hexen und Zauberern, die für einige Tage aus geschäftlichen Gründen herkommen müssen, eine Art Hotel zur Verfügung, in dem auch ihr eure Zimmer habt. Es ist jetzt 1 Uhr...wir müssten also schon einchecken können. Wir werden apparieren; es ist nicht sehr weit von hier. Seid ihr bereit?"
Die beiden nickten und der Ministeriumsmitarbeiter umfasste ihre Handgelenke. Wenig später wurde alles schwarz und es erfasste sie das wohlbekannte, unangenehme Gefühl, als würde ihnen die Luftröhre zugedrückt und als würden sie durch einen engen Gummischlauch gezwängt werden.
Sie standen nun auf dem Bürgersteig einer etwas schmaleren Straße. Vor ihnen lag ein schäbig wirkendes Hotel, dessen Name in grellen Leuchtbuchstabe angezeigt wurde. Die Fassade war schmutzig und bröckelte bereits ab, und alles in allem, dachte Carina, sah es nicht besonders vertrauenserweckend aus.
"Na, wie gemütlich", murmelte Alec sarkastisch.
"Keine Sorge", lachte Mr. Brownstone und bedeutete ihnen, ihm zu folgen.
"Es sollte von außen möglichst unscheinbar und abschreckend für Muggel aussehen. Zusätzlich liegt noch ein Zauber auf dem Gebäude, dass alle Muggel dazu veranlasst, möglichst schnell weiterzugehen, wenn sie es sehen."
Er drückte die Tür auf, die voller Kritzeleien und Graffiti war (Mr. Weasley hatte ihnen vor ein paar Wochen von dieser merkwürdigen Muggelerfindung erzählt; im Ministerium hatte er es mit einer Ladung konfiszierter Spraydosen zu tun gehabt. Ein paar Zauberer hatten sich anscheinend einen Spaß daraus gemacht, die Dosen zu verhexen, sodass egal, welchen Spruch man an eine Hauswand sprühen wollte, genau das Gegenteil herauskam. Dies hatte zur Folge, dass die paar Muggel-Jugendlichen, denen die Dosen untergeschoben worden waren, ausschließlich grammatikalisch korrekte, weise und freundliche Sätze geschrieben hatten, woraufhin sie sehr verwirrt waren und obliviiert werden mussten). Augenblicklich schlug ihnen warme Luft und goldenes Licht entgegen, und als sie in der Eingangshalle des Hotels standen, stellten sie erleichtert fest, dass der Abschreckungszauber keinerlei Auswirkungen auf den Rest des Hotels hatte. Die Eingangshalle war groß und hoch, viel größer und höher, als sie von außen betrachtet hätte sein können. An der Decke hing ein riesengroßer, schimmernder Kronleuchter mit hunderten von echten Kerzen, die in dem Luftzug, den sie von draußen reingebracht hatten, ein wenig flackerten; auf dem Boden lag auf glänzendem Holzfußboden ein dicker, roter Teppich und es war nirgendwo auch nur die Spur von Schmutz oder Graffiti. In einer Wand war ein prasselnder Kamin, vor dem ein paar Sessel und Tische standen; vermutlich so etwas wie ein Wartebereich. In einem der Sessel saß ein älterer Mann mit altmodischem Hut und Schnurrbart, der in einer Zeitung blätterte und ihnen zunickte, als sie auf die Rezeption zuliefen. Bei der Zeitung handelte es sich nicht um den Tagespropheten, sondern um eine kanadische Zeitung, aber die Bilder darauf bewegten sich gleichermaßen.
"Guten Abend und willkommen im 'Toronto's Hotel für Hexen und Zauberer aus aller Welt', dem Hotel für Botschafter, Diplomaten und Ministeriumsmitarbeiter, die unser Land nur für kurze Zeit besuchen", sagte die Frau an der Rezeption mit montotoner Stimme, ohne aufzublicken. "Haben Sie ein Zimmer gebucht? Wenn nicht, muss ich Ihnen leider mitteilen, dass wir -"
"Haben wir", unterbrach Mr. Brownstone sie schnell. "Ich habe auf den Namen 'Brownstone' ein Zimmer für zwei Personen gebucht. Das hier sind Carina McMay und Alec Moher."
Die Frau sah nun doch kurz auf, musterte die drei gelangweilt und suchte dann in einem in Leder gebundenen Buch nach dem Namen. Als Sie fündig wurde, nickte Sie kurz.
"Zimmer 237. Zweite Etage, den Flur runter, dann links die dritte Tür." Sie drückte Mr. Brownstone einen kleinen silbernen Schlüssel in die Hand, welchen er an Alec weiterreichte.
"Wenn Sie Fragen oder Wünsche haben, sagen Sie uns Bescheid und wir sind Ihnen gerne behilflich. Einen angenehmen Aufenthalt."
"Vielen Dank", sagten die drei wie aus einem Mund, dann wandte sich Mr. Brownstone ihnen zu. Er nahm sich die Hornbrille von der Nase und putzte sie an seinem Mantel. "Ich denke, ihr kommt jetzt alleine klar?"
"Natürlich", erwiderte Carina und unterdrückte ein Gähnen. Auch Mr. Brownstone wirkte ein wenig erschöpft, aber er brachte noch ein Lächeln zustande.
"Sehr gut. Wenn doch noch etwas ist, schickt mir eine Eule; meine Wohnung ist nicht sehr weit von hier entfernt. Morgen hole ich euch um neun hier in der Lobby ab, in Ordnung? Wir werden vermutlich zunächst noch einmal zum Ministerium fahren, um letzte Anweisungen zu erhalten und so weiter, und danach werden wir vermutlich auch schon in die Rockys fahren und", er senkte die Stimme, "euer Auftrag kann beginnen. Nun denn. Gute Nacht, ihr beiden." Er setzte sich die Brille wieder auf, wandte sich um, winkte an der Tür noch einmal und war verschwunden. Alec und Carina schulterten ihre Taschen und machten sich auf den Weg zu ihrem Zimmer.
Das erste, was sowohl Alec als auch Carina durch den Kopf schoss, war, dass der Muggel-begeisterte Mr. Weasley von diesem Ort absolut überwältigt wäre.
Vor ihnen lag eine riesige Halle, die womöglich größer war als die Große Halle auf Hogwarts und der Empfangssaal im Zaubereriministerium zusammen genommen. Außerdem ähnelte sie keiner der beiden Hallen im geringsten - tatsächlich, dachte Carina, hatte sie noch nie einen Ort gesehen, der diesem auch nur ansatzweise glich. Die Wände waren nicht gemauert, sondern bestanden größtenteils aus Glas - gigantische Fenster, aus denen man den immer dunkler werdenden Abendhimmel sehen konnte. Die Halle wurde zudem nicht von Fackeln oder schwebenden Kerzen, sondern von grellen Deckenlampen beleuchtet; es gab keine sich bewegenden Steinskulpturen, keine Ornamente oder Verzierungen an den Wänden oder den silbernen Säulen, die die hohe Decke stützten. Alles wirkte sehr modern, sauber, schlicht und schmucklos.
Überall hingen Tafeln, über die leuchtende Buchstaben huschten, rätselhafte Worte und Uhrzeiten ankündigten; und überall verstreut standen massive Pult-ähnliche Schalter, über denen ebenfalls Tafeln oder Schilder prangten und an die sich die Muggel dicht aneinandergedrängt mit ihrem Gepäck in Schlangen aufreihten.
Die Halle war unvorstellbar voll und es herrschte eine allgemeine Hektik. Tausende von Muggeln liefen mit Koffern und Taschen durcheinander; teilweise blieben sie stehen, um auf eine der Tafeln zu gucken oder sich an eine der Schlangen zu stellen.
Alleine wären sie an diesem Ort hoffnungslos verloren gewesen.
Glücklicherweise schien Mr. Brownstone tatsächlich schon Erfahrung mit dieser Art des Reisens zu haben. Zielsicher steuerte er auf einen der Schalter zu und winkte den beiden, ihm zu folgen.
Beim Gehen warf Carina noch einen kurzen Blick über die Schulter in die Richtung der Tür, aus der sie gekommen waren. Anscheinend herrschte hier ein ähnliches Prinzip wie beim Gleis 9 3/4 auf dem King's Cross Bahnhof - nur, dass die Verbindung zwischen der Welt der Hexen und Zauberer und der Welt der Muggel hier tatsächlich durch eine Tür gekennzeichnet wurde. Allerdings hing auf dieser Seite ein schiefes Schild mit der Aufschrift "Betreten verboten" am Türknauf, während zudem ein "X" aus gestreiftem Absperrband den Muggeln den Einlass in die Zaubererwelt untersagte. Vielleicht war noch ein Zauber mit im Spiel, vielleicht war es aber auch die Unauffälligkeit der Tür und die allgemeine Geschäftigkeit der Muggel, die dafür sorgte, dass keinem von ihnen auffiel, dass in regelmäßigen Abständen Gruppen von Hexen und Zauberern aus dem dahinterliegenden Raum strömten.
"Die Tür ist auf dieser Seite verschlossen", erklärte Mr. Brownstone, der ihrem Blick gefolgt war. "Wenn es einem der Muggel aber dennoch gelingen würde, sie zu öffnen, würde er dahinter nur eine Abstellkammer mit allerlei Putzeimern, Wischmobs und defekten Gepäckwagen vorfinden. Allerdings ist es noch nie so weit gekommen. Die meisten Muggel sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um solche Dinge zu bemerken. Oh, da wären wir!"
Nachdem sie zehn Minuten an einer Schlange gewartet hatten, zeigte Mr. Brownstone einer gelangweilt wirkenden Muggelfrau hinter dem Schalter irgendwelche Tickets und Pässe, während Carina und Alec sich weiterhin staunend umschauten. Als nächstes mussten sie ihr Gepäck auf ein interessantes, sich von selbst bewegendes Laufband legen, woraufhin sie mit erhobenen Armen von einem seltsamen quietschenden Gerät abgesucht wurden.
"Verrückt, was sich diese Muggel alles einfallen lassen, um Magie nachzuahmen", murmelte Alec verblüfft, der immernoch fasziniert das piepende Gerät anstarrte. Beide waren von einem streng blickenden Mann dazu angehalten worden, ihre Schuhe auszuziehen und ihre Hosentaschen auszuleeren, wobei Alec nicht nur die abgebrochene Spitze einer Schreibfeder und eine zusammengeknüllte Schokofroschverpackung, sondern auch ein paar Knuts und einen Sickel zu Tage gefördert hatte. Er hatte leichte Probleme gehabt, vor allem letzteres dem immer misstrauischer werdenden Muggel zu erklären, der eine solche Währung noch nie gesehen hatte und sich nur schwerlich von Mr. Brownstone davon überzeugen lassen hatte, dass Alec kein Terrorist war.
"Warte nur, bis du die Flugzeuge siehst", sagte Mr. Brownstone und warf einen etwas ungeduldigen Blick auf seine Armbanduhr. "Aber jetzt etwas Beeilung bitte, wir müssen noch das richtige Terminal finden und das Boarding müsste auch bald beginnen."
"Okay...also werden wir uns als kanadische Ministeriumsmitarbeiter ausgeben, an dieser Aktion teilnehmen, und wenn wir dann bei den Wohnorten der Kobolde sind, werden wir uns dort ein wenig umsehen und -hören, ob wir etwas über ihre mögliche Verbindung zu den Todessern und so weiter herausfinden können", fasste Alec ihren Auftrag zusammen, wobei es bei ihm sehr viel leichter klang, als es wohl letztendlich sein würde.
Carina warf Mr. Brownstone einen kurzen Blick zu, aber er hatte bei dem Wort "Todesser" nicht mit der Wimper gezuckt; also musste Dumbledore ihn bereits über alle wesentlichen Details ihres Plans in Kenntniss gesetzt haben.
"Sehr richtig, Alec, sehr richtig. Ich muss wohl nicht noch einmal erwähnen, dass äußerste Vorsicht geboten ist. Obwohl die Kobolde aufgrund eures angeblichen Anliegens freundlich gestimmt sein werden, sind sie immer noch sehr schlau. Wenn sie herausfinden, dass ihr mit mir in Verbindung steht, wird ihre Freundlichkeit schnell in Feindseligkeit und Wut umschlagen, und ein wütender Kobold wäre zu...sehr vielem fähig, lasst euch das gesagt sein."
Oja, das konnte Carina sich vorstellen. Mit einem leichten Schaudern dachte sie an ihre Begegnung mit Egrig vor ein paar Monaten zurück, als der Kobold vermutet hatte, dass die beiden mit Brian - bzw. Jason - unter einer Decke stecken würden. Von höflich und ruhig war seine Stimmung in Sekundenschnelle in fuchsteufelswild umgeschlagen. "Ihr Zauberer seid doch alle gleich, haltet euch für etwas besseres, ihr arrogantes Pack!", hallten seine Worte in ihrem Kopf nach. Nein, auf einen erneuten Wutausbruch dieser Art konnte sie verzichten.
"Wir werden vorsichtig sein, Professor", versprach Carina.
"Ja, vorsichtiger als vorsichtig", setzte Alec hinzu, und erntete dafür einen skeptischen Seitenblick von seiner Freundin und ein zufriedenes Nicken von Dumbledore.
"Sehr schön. Keine gewagten Alleingänge, keine unvorsichtigen Andeutungen in der Gegenwart von Kobolden - ihr könnt versuchen, sie auf geschickte Art und Weise aus der Reserve zu locken, wenn ihr euch eurer Sache sicher seid, aber auch das werden viele von ihnen schnell durchschauen. Ich rate euch, einfach hin und wieder die Ohren zu spitzen und euch aufmerksam umzusehen - vielleicht kriegt ihr vielsagende Gesprächsfetzen mit, oder euch fällt etwas verdächtiges in Bezug auf das Gebaren der Kobolde auf. Auf jeden Fall macht ihr euch durch gezieltes Lauschen und Beobachten weniger verdächtig, als wenn ihr sie auf etwas ansprecht oder dergleichen. Denkt bitte daran: Eure größte Macht als Spione besteht darin, nicht aufzufallen."
"Ja, Professor", sagten Alec und Carina gleichzeitig.
"Und noch etwas." Dumbledore lehnte sich in seinem Stuhl ein wenig vor und blickte die beiden über seine Halbmondbrille hinweg eindringlich an.
"Wir wollen über alles, absolut alles, informiert werden. Ihr seid dazu verpflichtet, den Orden mindestens alle zwei Tage von neuen Ergebnissen zu unterrichten; ihr könnt dafür entweder eine Eule zur Adresse des Ordens schicken, oder ihr tretet mit uns über das Flohnetzwerk in Verbindung, das könnt ihr den dortigen Umständen entsprechend selbst entscheiden. Habt ihr mich verstanden?"
"Ja, Professor", murmelten beide erneut.
"Großartig", sagte Dumbledore etwas vergnügter und klatschte in die Hände. "Ihr habt euer Gepäck? Gut. Dann würde ich sagen..."
"Ach ja, Professor!", unterbrach ihn Carina, welcher noch etwas eingefallen war. "Verzeihung, aber Fred und George wurden von diesem Kommando dabei erwischt, wie sie uns hierhergebracht haben. Könnten Sie vielleicht...?"
"Oh, natürlich", sagte Dumbledore und seufzte leicht. "Ich werde sehen, was sich machen lässt."
Das klang nicht besonders zuversichtlich. Wer, bei Merlins Bart, war diese Umbridge-Person, dass sogar Albus Dumbledore sie nicht hundertprozentig in Schach halten konnte?
"Nun denn", sagte Mr. Brownstone, der das Gespräch zwischen dem Professor und den jungen Ordensmitgliedern aufmerksam beobachtet hatte, und wie auf Kommando erhoben sich alle vier von ihren Stühlen. Der Ministeriumsarbeiter rückte seine Hornbrille zurecht und lächelte Alec und Carina ermutigend an.
"Dann würde ich vorschlagen, dass ich euch jetzt zu eurer vorübergehenden neuen Heimat bringen werde."
Ein paar Sekunden herrschte Stille, dann hörten sie Freds leise Stimme: "Okay, ihr könnt kommen. Die Luft ist rei -"
"Na, wen haben wir denn da?"
Carina hatte den Fuß schon auf die erste Stufe der Leiter gesetzt, da ließ die schneidende Stimme eines Jungen sie innehalten. Sie warf Alec, den sie im Halbdunkeln nur erahnen konnte, einen nervösen Blick zu, als sie oben Schritte näherkommen hörte.
"Weasley 1 und Weasley 2", sagte die Stimme gedehnt, wobei der Sprecher seiner Lautstärke zufolge schon sehr viel näher war. "Was machen wir denn noch so spät abends hier auf den Gängen?"
Zwei weitere Stimmen lachten grunzend, als hätte der Erste einen tollen Witz gemacht.
"Wir könnten euch Genies dasselbe fragen, Malfoy", erwiderte George gelassen und klang dabei weder eingeschüchtert noch ertappt, was angesichts der Situation sehr beeindruckend war.
"WIR gehören dem Inquisitionskommando an, Weasley", sagte der Junge, der anscheinend Malfoy hieß, abfällig. "Professor Umbringe hat es uns persönlich gestattet, zu dieser Uhrzeit Rundgänge zu machen und ihr schleunigst von Schülern, die noch draußen herumschleichen, Bericht zu erstatten. Ach, und bevor ich's vergesse: 50 Punkte Abzug von Gryffindor."
Die beiden anderen lachten wieder grunzend auf und Carina und Alec konnten das selbstgefällige Grinsen auf dem Gesicht des Jungen förmlich sehen. Carina merkte, wie sich Alec neben ihr anspannte, während sie selbst die Hände zu Fäusten ballte.
"Bravo, Malfoy. Die Macht, die euch von unserer reizenden Schulinquisitorin verliehen wurde, ist wirklich ... beindruckend. Wir knien vor dir nieder!", sagte Fred sarkastisch.
"Oja, aber vermutlich wird sie LEIDER nicht von Dauer sein. Also genießt es lieber", fügte George heiter hinzu.
"Das soll doch hoffentlich keine Drohung sein, oder, Weasley?", zischte Malfoy.
"Nochmal 30 Punkte Abzug für eure vorlaute Klappe. So, und jetzt mitkommen. Crabbe, Goyle - nehmt sie fest. Professor Umbringe wird es sicherlich interessieren, was ihr hier getrieben habt."
Die Schritte der fünf entfernten sich allmählich, aber Alec und Carina warteten vorsichtshalber noch ein paar Minuten, auch nachdem sie gänzlich verklungen waren.
"Was für ein arroganter, selbstzufriedener kleiner Schleimbeutel", flüsterte Carina wütend, als sie schließlich vorsichtig nach oben kletterte und sich aus dem Buckel der Hexenstatue, dir den Eingang des Geheimgangs darstellte, zwängte.
"Was für ein eingebildeter, versnobter, aufgeblasener, ungerechter -"
"Ist ja gut, Cari", unterbrach Alec ihre Tirade, als er sich ebenfalls aus der Statue hievte und neben ihr auftauchte. "Wir sollten schnell los, vielleicht kommen diese Inqui-was-auch-immer-Leute zurück."
Carina seufzte frustriert, nickte aber. Zu gern wäre sie diesen Idioten hinterhergelaufen und hätte ihnen einen Beinklammerfluch auf den Hals gejagt, aber sie durften jetzt nichts riskierem. Nachdem sie den Eingang des Geheimgangs wieder verschlossen hatten, machten sie sich schnell auf den Weg zu Professor Dumbledores Büro. Glücklicherweise wussten beide noch, dass sich die Statue von Gunhilda von Gorsemoor im dritten Stock befand, und konnten sich von dort noch gut an den Weg zum Büro des Schulleiters erinnern. Vorsichtig spähten sie um jede Ecke und spitzten angestrengt die Ohren, um rechtzeitig klappernde Türen, Stimmen und Schritte zu bemerken. Da sie sich auf Dumbledores ausdrücklichen Wunsch hin hier befanden und keine Schüler mehr waren, die sich an die Sperrstunde zu halten hatten, taten sie eigentlich nichts verbotenes; trotzdem könnten ihnen Fragen gestellt werden, die keiner von ihnen beantworten wollte, und nach der Begegnung von eben waren sie noch weniger darauf aus, jemandem zu begegnen. Nicht zu vergessen diese Umbridge-Person, die hier neuerdings anscheinend beängstigend viel zu sagen hatte...
"Glaubst du, sie stecken jetzt in ernsten Schwierigkeiten? Fred und George?", murmelte Carina nach einer Weile besorgt. Sie hatten vermutlich schon die Hälfte hinter sich und waren zum Glück keiner Menschenseele begegnet, nur Mrs. Norris, welche sie nur aus misstrauischen, hinterhältigen Katzenaugen beäugt hatte.
"Ach, bestimmt nicht", erwiderte Alec leise. "Dumbledore legt sicherlich in gutes Wort für sie ein. Außerdem sind es Fred und George, die kommen gut alleine klar."
Doch auch er klang nicht vollkommen überzeugt. Carina hatte das deutliche Gefühl, dass etwas in Hogwarts sich seit ihrer eigenen Schulzeit grundlegend verändert hatte. Früher war das größte Übel der Schule möglicherweise Snape gewesen; Filch war auch nicht gerade ein sympathischer Typ gewesen und die älteren Vertrauensschüler hatten oft dazu tendiert, nervige Spielverderber zu sein, obwohl sich Carina am Ende selbst zu diesen Spielverderbern hatte zählen können. Aber wie es nun zu sein schien...das war anders. Und dieses nagende Gefühl schaffte es, Carinas Wiedersehensfreude, die sie dabei empfand, nach einigen Jahren wieder durch die fackelbeleuchteten Gänge von Hogwarts zu laufen, ein wenig zu trüben.
Angestrengt versuchte sie, diese Gedanken beiseite zu schieben und an den kommenden Auftrag zu denken, von dem sie gleich näheres erfahren würden. Schließlich hatten sie bald wichtigeres zu tun, als sich um ihre alte Schule zu sorgen.
Augenblicklich schlug den vieren der unglaubliche Geruch entgegen, den man nur in einem Süßwarenladen erwarten konnte. Es roch nach Zucker und Schokolade, nach Weingummi und Nugat, und Alec fühlte sich so stark in seine Zeit auf Hogwarts zurückversetzt, dass ihm fast die Tränen in die Augen stiegen. Was hatte er den Honigtopf damals geliebt - er hätte bei jedem Ausflug nach Hogsmeade Stunden zwischen den prall gefüllten Regalen verbringen können, und hatte dort mehr Galleonen, Sickel und Knuts ausgegeben, als er heutzutage zugeben wollte. Er konnte sich nun wieder sehr gut an einen weiteren verhängnisvollen Tag erinnern, diesmal in ihrem letzten Schuljahr. Er und Carina hatten gerade angefangen, miteinander auszugehen, und Carina hatte darauf bestanden, sich mit ihm nachmittags im berühmten "Café Madame Puddifoot's" zu treffen. Alec hatte natürlich vor dem Date einen Abstecher im Honigtopf gemacht, und in seiner Begeisterung für ein neues Produkt im Sortiment, sogenannte Eismäuse, hatte er komplett die Zeit vergessen. Zwei Stunden zu spät war er schließlich völlig außer Atem im Café aufgetaucht, und obwohl Carina zuerst ziemlich wütend gewesen war, hatte sie bei seinem Anblick - beladen mit Tüten nicht nur gefüllt mit Eismäusen, sondern auch mit Zischenden Wissbies, Pfefferkobolden, Bertie Botts Bohnen, Gummischnecken, Säuredrops, Pfefferminzpralinen in der Form von Kröten, Kokosnusseis und Druhbels Bestem Blaskaugummi - schließlich einfach nur lachen müssen. Da sie das kitschige Ambiente des Cafés nach zwei Stunden Warterei keine Sekunde länger aushalten konnte, hatten die beiden das Date nach draußen verlegt, wo sie die Süßigkeiten gemeinsam verspeist hatten - und obwohl Carina ihm nicht mehr böse gewesen war, hatte sie ihn noch Monate später mit dieser Geschichte aufgezogen. Das Grinsen auf ihrem Gesicht bestätigte ihm, dass sie sich immer noch daran erinnerte.
"Was machen wir hier?", flüsterte Alec, als Fred und George die beiden hektisch hinter ein Regal mit verschiedenen Schokoladensorten winkten. Der Honigtopf war aufgrund der Uhrzeit so gut wie leer, und der Ladenbesitzer, ein stämmiger, glatzköpfiger Mann, räumte im hinteren Teil des Ladens ein paar letzte Waren ein, bevor er das Geschäft schließen konnte. Er hatte beim leisen Klingeln der Ladenglocke zwar kurz aufgeschaut, aber da er niemanden sah, schüttelte er nur den Kopf und widmete sich wieder seiner Arbeit.
"Es führt ein Geheimgang vom Kellerlager zum Schloss", erklärte George leise und nickte mit dem Kopf in Richtung Ladentheke. "Da drüben führt eine Treppe in den Keller. Folgt uns - aber seid leise, Mr. Flume weiß nichts von dem Geheimgang und so soll es auch bleiben."
Er zwinkerte den beiden zu und die vier schlichen in Richtung Theke, hinter welcher sich tatsächlich ein viereckiges Loch befand und eine Holztreppe hinab in schummrige Dunkelheit führte. Fred legte einen Finger an die Lippen und deutete auf den Eingang, während George die Worte "Ladie's first" formte. Carina ging vorsichtig einen ersten Schritt und war erleichtert, als die Stufe nicht knarrte. Sie ging weiter, damit Alec ihr als nächstes folgen konnte, welcher einen letzten sehnsüchtigen Blick in den Laden warf. Sorgsam darauf bedacht, keine Geräusche zu machen, stiegen sie hinab und mit jeder Stufe wurde die Finsternis um sie herum ein bisschen schwärzer. Als sie unten ankamen, konnte sie ihre Umgebung nur noch schemenhaft ausmachen.
"Lumos!", flüsterte Carina und das Licht am Ende ihres Zauberstabes fiel auf staubigen Boden und viele aufeinandergestapelte Holzkisten und Weidenkörbe, die zweifellos Süßigkeiten-Nachschub enthielten. Kurz darauf tauchten auch Fred und George neben ihnen auf, welche sie im Licht ihrer eigenen Zauberstäbe verschwörerisch angrinsten.
"Und wo ist jetzt dieser Geheimgang?", zischte Alec und beobachtete skeptisch, wie George sich hinkniete und begann, den Boden an einer bestimmten Stelle abzutasten.
"Hier", erwiderte George triumphierend und öffnete eine Art Falltür, die sich vollkommen in den staubigen Boden einfügte und dadurch unsichtbar gewesen war. Dahinter erwartete sie tintenschwarze Dunkelheit, die nicht sehr vertrauenserweckend wirkte.
"Keine Sorge, wir haben diesen Weg schon hundert Mal benutzt. Ich gehe am besten vor", flüsterte Fred und verschwand mit erhobenem Zauberstab im Tunnel.
"Dann mal rein in die gute Stube", raunte George und machte eine einladende Geste.
Ein kribbeliges Gefühl der Aufregung durchströmte die beiden, nachdem sie den Brief des Schulleiters durchgelesen hatten. Noch an diesem Abend würden sie es also erfahren: Wie genau sie vorgehen müssten, wie ihre Tarnung aussehen würde und wo sie arbeiten und wohnen würden. Die beiden waren so aufgeregt, dass sie fast nicht den kleinen Gegenstand bemerkten, der sich ebenfalls in dem Briefumschlag befand.
"Oh, schau mal!", murmelte Carina und brachte mit gerunzelter Stirn eine antike, verrostete Taschenuhr an einer ebenso verrosteten Kette zum Vorschein. Das Uhrengehäuse war zerkratzt und ein wenig verbogen, das Glas vor dem Zifferblatt hatte einen Sprung und die Zeiger bewegten sich nicht mehr.
Carina und Alec tauschten einen verwunderten Blick aus und lasen dann den zusammengefalteten Zettel, der an die lädierte Uhr geheftet war.
P.S.: Dieser Portschlüssel wird euch um Punkt 18:45 Uhr sicher nach Hogsmeade bringen. Ich vermutete, dies wäre die angenehmste Form der Fortbewegung für euch.
Wenn sich die vorigen Tage schon zähflüssig wie Honig angefühlt hatten, so waren die kommenden Stunden kaum auszuhalten. Beide hatten bereits nach fünf Minuten die letzten paar Sachen in ihre Koffer geworfen und saßen den Rest der Zeit wie auf glühenden Kohlen, während sie an nichts anderes als den Auftrag und die vielen Fragen denken konnten, die es zu beantworten galt. Sie nahmen das Mittagessen und später Abendessen schweigend zu sich, einfach nur, um irgendetwas zu tun zu haben, und es war schwer zu sagen, wer von beiden erleichterter war, als es endlich fast viertel vor sieben war.
"Noch eine Minute", kündigte Alec das an, was Carina bereits wusste. Sie standen in Mänteln und Stiefeln im Wohnzimmer, die eine Hand am Griff ihrer Koffer, während die andere die Taschenuhr umklammert hielt. Sie hätten einen höchst seltsamen Anblick für jeden ahnungslosen Muggel geliefert, der in diesem Moment durch eines der Fenster gespäht hätte.
"Noch 30 Sekunden", informierte Alec seine Freundin mit einem Blick auf die funktionierende Standuhr im Wohnzimmer, woraufhin Carina ihm ein Augenrollen schenkte, das so viel hieß wie "Ich hab selbst Augen im Kopf, danke".
"10...9...8...7...", zählte Alec trotzdem den Countdown herunter, als es so weit war, und beide verstärkten ihren Griff am kühlen Metall des Portschlüssels.
"...0", endete Alec und grinste Carina an, bevor sie den vertrauten Zug in der Bauchnabelgegend spürten und sich alles zu drehen begann.
"...Halten Sie es wirklich für klug, die beiden für einen derart wichtigen Auftrag einzusetzen, Professor?", sagte Snape gerade. Seine Stimme war kaum mehr als ein Raunen, und Carina sonderte sich so unauffällig wie möglich von den anderen ab, um ihn besser hören zu können. Glücklicherweise hatte der Zaubertrankprofessor ihr den Rücken zugewandt und bemerkte deshalb nicht, wie Carina sich ihnen ein paar Schritte näherte.
"Ich sehe keinen Grund, dies nicht zu tun, Severus", erwiderte Dumbledore ruhig und Snape schnaubte. Mit Sicherheit verzog er gerade auf diese Snape-typische Art spöttisch den Mund, bereit, irgendetwas sarkastisches oder abfälliges zu sagen. Carina unterdrückte nur mit Mühe ein Augenrollen.
"Professor, bei allem Respekt, die beiden sind kaum mehr als KINDER. Ihnen fehlt eindeutig die Ausbildung und Erfahrung, um sich erneut in eine solch brenzlige Mission zu stürzen. Darüber hinaus wissen Sie doch, was letztes Mal passiert ist. Die beiden haben genau das getan, was sie nicht hätten tun sollen: Sie haben auf eigene Faust ermittelt, den Orden komplett im Dunkeln gelassen und mussten letztendlich aus einer lebensgefährlichen Situation gerettet werden. Besonders der Junge, Moher, neigt zu dummen, impulsiven und unüberlegten Entscheidungen, und McMay lässt sich von ihm nur mitreißen. Ich bitte Sie, Professor, Sie können nicht leugnen dass -"
Dumbledore hob kaum merklich die Hand und nur diese kleine Geste reichte aus, um Snape zum Verstummen zu bringen.
"Severus", sagte Dumbledore und klang dabei zwar freundlich aber durchaus nachdrücklich. "Ich bin mir völlig im klaren darüber, was letztes Mal passiert ist, und ich weiß auch, dass die beiden nicht besonders vorsichtig gehandelt haben. Trotzdem könnte ich mir niemand passenderen für diesen Auftrag vorstellen."
Snape schüttelte den Kopf, als wollte er damit eine lästige Fliege verscheuchen.
"Professor", begann er erneut und sprach, wenn möglich, noch leiser. "Sie wissen sicher über die mögliche Bedeutsamkeit dieses Auftrages bescheid. Sollten sich die Kobolde tatsächlich mit den Todessern eingelassen haben, aus welchen Gründen auch immer...Sie wissen, was das bedeutet. Dieser Auftrag könnte wichtige Erkenntnisse über die Pläne des Dunklen Lords liefern und darf auf keinen Fall verpfuscht werden!"
"Ich weiß", sagte Dumbledore ernst. Er ließ sich ein paar Sekunden Zeit, bevor er weitersprach und strich sich gedankenverloren über den weißen Bart, den Blick auf etwas gerichtet, das nur er sehen konnte.
"Severus, ich denke, Sie sehen in den beiden immer noch die beiden Gryffindorschüler, die Ihrem Unterricht möglicherweise nicht immer das Interesse gewidmet haben, das Sie für angemessen gehalten haben, und denen Sie jederzeit Punkte abziehen konnten."
"Das hat gar nichts damit zu tun, ich sorge mich nur um -", begann Snape aufgebracht und vergaß dabei fast, leise zu sprechen, aber Dumbledore brachte ihn erneut mit einer erhobenen Hand zum Schweigen.
"Wie dem auch sei, die beiden haben sich weiterentwickelt, Severus. Ich halte Mr Moher für einen mutigen jungen Mann und Miss McMay für eine tapfere, kluge junge Frau. Die beiden genießen in dieser Sache mein vollstes Vertrauen. Ich bin mir sicher, dass sie aus ihren Fehlern vom letzten Mal gelernt haben und es nun besser machen werden. Jeder macht Fehler, Severus, das wissen Sie selbst sehr genau. Und Sie wissen ebenfalls, dass ich immer an zweite Chancen glaube."
Dumbledore bedachte ihn mit einem Blick, den Carina nicht deuten konnte, aber sie hatte das Gefühl, dass er auf etwas anspielte, von dem nur die beiden wussten. Snape schwieg, und obwohl sie sein Gesicht nicht sehen konnte, stellte Carina sich vor, wie er säuerlich die Lippen zusammenkniff.
"Nun denn, ich würde vorschlagen, dass wir uns nun auf den Weg machen. Ich habe schließlich noch einiges in die Wege zu leiten", fuhr Dumbledore in normaler Lautstärke fort und Carina wusste, dass die Diskussion damit beendet war.
Als sie den Blick durch den Raum schweifen ließ, traf sie den von Alec. Er wurde immernoch von ein paar Ordensmitgliedern in Beschlag genommen und hatte offenbar nichts mitbekommen. Gut so, dachte Carina, sie würde ihm auch lieber nichts von diesem Gespräch erzählen. Aber als ihr Freund sie angrinste und sie dieses schelmische, abenteuerlustige Leuchten in seinen Augen sah, fasste sie einen Entschlus: Die beiden würden sich verdammt nochmal bei diesem Auftrag Dumbledores Vertrauen und seine gute Meinung über sie verdienen.
Ein paar Sekunden lang herrschte ein gleichermaßen beunruhigtes und nachdenkliches Schweigen, in dem die Ordensmitglieder versuchten, das Gehörte zu verdauen - und zu verstehen. Alec warf Carina einen fragenden Blick zu, aber auch sie schien sich keinen Reim darauf machen zu können. Sie beide hatten sich durch das heutige Treffen Erklärungen und Antworten erhofft, aber stattdessen waren noch mehr Fragen dazugekommen.
Warum verschwanden in den Rocky Mountains, in Kanada, immer wieder Hauselfen und Kobolde? Wurden sie entführt, und wenn ja, von wem und wozu? Warum hatten sich die Kobolde so paranoid und abweisend verhalten, als sie Dumbledores Namen gehört hatten? Und was hatte das Ganze mit Todessern zu tun? Stand das alles mit den Morden an den Muggeln und Jason Rutherford in Verbindung? Und wenn ja, inwiefern?
"Das ist jedenfalls alles, was Dobby herausgefunden hat", murmelte der Hauself schließlich ein wenig betreten, aber Dumbledore lächelte ihm freundlich zu. "Das hast du ausgezeichnet gemacht, Dobby, vielen Dank. Zwar kann noch nichts von dem, was du herausgefunden hast, wirklich Licht ins Dunkel bringen, aber ich denke, du hast uns dennoch auf eine wichtige Spur gebracht. Aber zunächst werden wir deine Hilfe, denke ich, nicht mehr benötigen."
Dobby verbeugte sich mehrmals tief. "Oh, Sir, Dobby würde sich geehrt fühlen, Ihnen jederzeit wieder behilflich zu sein."
Und nach ein paar weiteren tiefen Verbeugungen in unsere Richtung machte es erneut "Plopp!" und der Hauself war verschwunden.
"Sie glauben nicht, dass er noch mehr herausfinden könnte?", fragte Lupin mit gerunzelter Stirn, und Mad-eye fügte mürrisch hinzu: "Und Sie sind wahrscheinlich der einzige, der hier irgendeine Spur erkannt hat, auf die wir gebracht wurden. Bitte, klären Sie uns auf."
Dumbledore rückte gedankenverloren die Brille mit den Halbmondgläsern auf seiner Hakennase zurecht und legte dann die Fingerspitzen aneinander, bevor er antwortete.
"Nein, ich denke nicht, dass Dobby noch sehr viel mehr in Erfahrung bringen könnte, Remus. Die Hauselfe Saddey ist offenbar nirgends registriert oder aufgelistet, und falls sie tatsächlich unter der Obhut von Todessern sein sollte, ist ihr Aufenthaltsort womöglich von Schutzzaubern und dergleichen verborgen. Unter diesen Umständen ist es fast unmöglich, sie ausfindig zu machen.
Und was die Kobolde angeht, so haben sie wohl sehr deutlich gemacht, dass weder Dobby noch ich sehr erwünscht bei ihnen sind - ich denke, keinem von uns beiden liegt sehr viel daran, Bekanntschaft mit einer 'Horde Krieger' zu machen."
"Ach, Sie könnten die doch mit einem Wink Ihres Zauberstabes zu Brei machen, wenn Sie wollten, Professor", rutschte es Alec heraus und er wurde rot, als sich alle Augen auf ihn richteten.
Dumbledore schmunzelte und blickte ihn über seine Brille hinweg belustigt an.
"Aber, aber, Mr Moher, uns liegt es doch an einer sehr viel friedlicheren Lösung, nicht wahr?"
"Bei Merlins Bart, was schlagen Sie vor?", wollte Mad-eye wissen und klang fast schon ein wenig ungeduldig. "Ich denke, die Kobolde wissen mehr, als sie vorgeben. Die Erwähnung von Todessern und ihre panische Reaktion auf Ihren Namen - vielleicht werden sie von den Todessern unter Druck gesetzt, oder erpresst, um mit ihnen zusammenzuarbeiten, und wenn herauskommt, dass sie etwas mit Ihnen, Albus, zu tun haben..."
"Ja, in diese Richtung habe ich auch bereits gedacht", stimmte Dumbledore zu und wiegte nachdenklich den Kopf hin und her. "Möglicherweise befinden wir uns aber auch auf dem sogenannten Holzweg. Doch ich bin der gleichen Ansicht: Die Kobolde wissen definitiv mehr als wir, und sind möglicherweise der Schlüssel zur Aufklärung dieses Rätsels, oder zumindest ein weiteres Puzzleteil, das wir dem Gesamtbild hinzufügen müssen. Ich denke, jemand von uns sollte nach Kanada. Jemand, der kein Hauself ist und den die Kobolde in seiner Rolle nicht mit mir in Verbindung bringen können, damit sie keinen Verdacht schöpfen. Jemand unauffälliges, der noch nicht allzu lange im Orden ist." Er blickte vielsagend über seine Brille hinweg in die Runde. "Gibt es Freiwillige?"
Ich musste bei dieser Stelle im Gefangenen von Askaban ziemlich lachen:
"Snapes Augen glühten.
»Das werden wir gleich haben...«, murmelte er, zückte seinen Zauberstab und breitete die Karte auf dem Schreibtisch aus.
»Enthülle dein Geheimnis!«, sagte er und berührte das Pergament mit dem Zauberstab.
Nichts geschah. Harry ballte die Hände zu Fäusten, um seine zitternden Hände zu verbergen.
»Zeige dich!«, sagte Snape und versetzte der Karte einen scharfen Hieb.
Sie blieb leer. Harry atmete tief durch, um sich zu beruhigen.
»Professor Severus Snape, Oberlehrer an dieser Schule, befiehlt dir, das Wissen, das du verbirgst, freizugeben!«, sagte Snape und schlug die Karte mit dem Zauberstab.
Wie von unsichtbarer Hand erschienen Wörter auf der glatten Oberfläche der Karte.
”Mr Moony erweist Professor Snape die Ehre und bittet ihn, seine erstaunlich lange Nase aus den Angelegenheiten anderer Leute rauszuhalten.”
Snape erstarrte. Auch Harry starrte wie vom Donner gerührt auf die Schrift. Doch die Karte ließ es nicht dabei bewenden. Unter der ersten Mitteilung erschien ein neuer Satz.
”Mr Krone kann Mr Moony nur beipflichten und möchte hinzufügen, dass Professor Snape ein hässlicher Schaumschläger ist.”
Das wäre alles recht komisch, dachte Harry, wenn die Lage nicht so ernst wäre. Und es kam noch schlimmer...
”Mr Tatze wünscht sein Befremden kundzutun, dass ein solcher Dummkopf jemals Professor wurde.”
Harry schloss die Augen vor Entsetzen. Als er sie wieder öffnete, hatte die Karte schon ihr letztes Wort geschrieben.
”Mr Wurmschwanz wünscht Professor Snape einen schönen Tag und rät dem Schleimbeutel, sich die Haare zu waschen.”
Harry wartete auf den großen Knall."
Außerdem finde ich im Orden des Phönix jede Stelle ziemlich witzig, in der McGonagall und Umbridge in irgendeiner Weise miteinander zu tun haben...
"»Aber anstatt es Madame Hooch zu überlassen, die Sache zu regeln, haben Sie beide beschlossen, sowas wie ein Muggelduell auszuführen?«, brüllte Professor McGonagall. »Haben Sie eine Ahnung, was Sie -?«
»Chrm, chrm.«
Harry und George wirbelten herum. Dolores Umbridge stand in der Tür, in einen grünen Tweedmantel gehüllt, der ihre Ähnlichkeit mit einer Riesenkröte enorm steigerte, und lächelte auf diese grauenhaft süßliche, unheilvolle Weise, die für Harry inzwischen kurz bevorstehendes Unglück bedeutete.
»Kann ich Ihnen helfen, Professor McGonagall?«, fragte Professor Umbridge mit ihrer süßesten Giftstimme.
Das Blut schoss in Professor McGonagalls Gesicht.
»Helfen?«, wiederholte sie, sich mühsam beherrschend. »Was meinen Sie mit HELFEN?«
Professor Umbridge lächelte immer noch süßlich und trat weiter in den Raum.
»Ach, ich dachte nur, Sie wären dankbar für ein wenig zusätzliche Autorität.«
Harry hätte es nicht überrascht, Funken aus Professor McGonagalls Nasenlöchern stieben zu sehen.
»Falsch gedacht«, entgegnete sie und kehrte Umbridge den Rücken. »Also, Sie beide sollten jetzt sehr genau zuhören. Es ist mir gleich, womit Malfoy Sie provoziert hat, es ist mir gleich, ob er sämtliche Mitglieder Ihrer Familie beleidigt hat, Ihr Verhalten war unsäglich und ich gebe Ihnen beiden je eine Woche Nachsitzen! Sehen Sie mich nicht so an, Potter, es geschieht Ihnen recht! Und sollte einer von ihnen jemals -«
»Chrm, chrm.«
Professor McGonagall schloss die Augen, als würde sie um Geduld flehen, und wandte das Gesicht erneut Professor Umbridge zu.
»JA?«
»Ich denke, Sie verdienen noch mehr als Nachsitzen«, sagte Umbridge und lächelte noch breiter.
Professor McGonagall riss die Augen auf.
»Aber leider«, sagte sie und versuchte das Lächeln zu erwidern, doch es schien, als hätte sich ihr Kiefer verhakt, »leider zählt, was ICH denke, da die beiden in meinem Haus sind, Dolores.« [...]"
Oder, bei Harrys Berufsberatung:
"»Das ist eine schwierige Berufslaufbahn, Potter, nur die Besten werden aufgenommen. Ich glaube nicht, dass in den letzten drei Jahren überhaupt jemand aufgenommen wurde.«
In diesem Moment ließ Professor Umbridge ein schwaches Hüsteln hören, als wollte sie probieren, wie leise sie es konnte. Professor McGonagall ignorierte sie.
»Sie werden sicher wissen wollen, welche Fächer Sie wählen sollen?«, fuhr sie mit nun leicht erhobener Stimme fort.
»Ja«, sagte Harry. »Verteidigung gegen die dunklen Künste, denke ich?«
»Natürlich«, sagte Professor McGonagall forsch. »Ich würde zudem raten -«
Professor Umbridge ließ ein weiteres Hüsteln hören, diesmal ein wenig vernehmlicher. Professor McGonagall schloss einen Moment lang die Augen, öffnete sie wieder und fuhr fort, als sei nichts geschehen. [...]
Professor Umbridge ließ ihr bislang deutlichstes Hüsteln hören.
»Darf ich Ihnen ein Hustenbonbon anbieten, Dolores?«, fragte Professor McGonagall knapp, ohne Professor Umbridge anzusehen.
»O nein, vielen Dank«, sagte Umbridge mit dem gezielten Lächeln, das Harry so hasste. »Ich frage mich nur, ob ich mir eine klitzekleine Unterbrechung erlauben dürfte, Minerva.«
»Ich würde sagen, das dürfen Sie durchaus«, sagte Professor McGonagall mit zusammengebissenen Zähnen.
»Ich habe mich nur gefragt, ob Mr Potter so ganz das richtige Temperament für einen Auroren hat«, sagte Professor McGonagall süßlich.
»Tatsächlich?«, erwiderte McGonagall von oben herab. »Nun, Potter«, fuhr sie fort, als ob es keine Unterbrechung gegeben hätte, »wenn Sie es ernst meinen mit diesem Ziel, würde ich Ihnen raten, dass Sie sich entschlossen darauf konzentrieren, in Verwandlung und Zaubertränke erstklassig zu werden. [...]
Was Verteidigung gegen die dunklen Künste angeht, so waren Ihre Noten im allgemeinen gut, vor allem Professor Lupin meinte, dass sie - sind sie ganz sicher, dass sie kein Hustenbonbon möchten, Dolores?!«
»O nein, danke, Minerva«, sagte Professor Umbridge, die jetzt noch lauter gehustet hatte, mit ihrem gezierten Lächeln. »Ich habe mich nur gefragt, ob Sie Harrys letzte Noten in Verteidigung gegen die dunklen Künste überhaupt vorliegen haben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Ihnen eine Notiz hinterlassen habe.«
»Was, dies hier?«, sagte Professor McGonagall , die Stimme voller Abscheu, und zog ein rosa Pergament zwischen den Blättern in Harrys Ordner hervor. Sie sah es sich mit leicht erhobenen Augenbrauen an, dann legte sie es ohne Kommentar zurück in den Ordner.
»Ja, wie ich eben sagte, Potter, Professor Lupin meinte, Sie würden ein ausgeprägtes Talent für dieses Fach zeigen, und für einen Auroren ist es selbstredend -«
»Haben Sie meine Notiz verstanden, Minerva?«, fragte Professor Umbridge honigsüß und vergaß ganz zu husten.
»Natürlich habe ich sie verstanden«, sagte Professor McGonagall mit so fest zusammengepressten Zähnen, dass die Wörter ein wenig gedämpft hervordrangen.
[...]"
Und, nicht zu vergessen:
"»Nun?«, sagte Professor McGonagall und beugte sich zu ihm vor. »Ist das wahr?«
»Ist was wahr?«, fragte Harry, um einiges angriffslustiger, als er vorgehabt hatte. »Professor?«, fügte er in einem Versuch hinzu, höflicher zu klingen.
»Ist es wahr, dass Sie Professor Umbridge angeschrien haben?«
»Ja«, sagte Harry.
»Sie haben sie eine Lügnerin genannt?«
»Ja.«
»Sie haben ihr gesagt, Er, dessen Name nicht genannt werden darf, sei zurück?«
»Ja.«
Professor McGonagall setzte sich hinter ihren Schreibtisch und runzelte über Harry die Stirn.
Dann sagte sie: »Nehmen Sie sich einen Keks, Potter.«
Ich könnte noch viel mehr Textstellen aufschreiben, aber das würde bestimmt noch ein paar Stunden dauern. J. K. Rowling hat wirklich einen einzigartigen Sinn für Humor und vermag es, wie ich finde, ganz toll, den in ihre Romane einzubauen.😅
Am nächsten Tag taten Carina und Alec alles mögliche, um sich abzulenken, aber die etwas angespannte Stimmung ließ sich trotzdem nicht gänzlich abschütteln. Das Highlight des Tages war der Anruf von Mr. Johnson, der Alec unnötigerweise mitteilte, dass er die Fahrprüfung nicht bestanden habe und mit ihm einen neuen Termin ausmachte.
"Irgendwas sagt mir, dass du es dieses Mal schaffen wirst", sagte Carina grinsend.
"Irgendwas sagt MIR, dass ich es ohne einen kleinen Schummel-Zauber nicht schaffen werde, bis ich so alt bin wie Professor Dumbledore", entgegnete Alec nüchtern.
"Ach, sei bloß nicht so negativ. Wer gegen Todesser kämpfen kann, kann auch ohne magische Hilfsmittel einen Führerschein machen."
Sie lächelte zwar, aber das Stichwort »Todesser«erinnerte sie beide wieder an den kommenden Abend und an die Dinge, die sie womöglich erfahren würden.
Die beiden konnten ihre Aufgeregtheit schließlich kaum mehr verbergen, als sie abends im Kamin des Grimmauldplatzes Nr.12 auftauchten. Diesmal trafen sie keine Zwiebel-schneidene-Molly in der Küche an, und als sie den Versammlungsraum betraten, waren schon fast alle Ordensmitglieder da und steckten die Köpfe zusammen. Sogar Dumbledore saß schon auf seinem üblichen Platz und sah aus, als würde er meditieren; Snape hatte sich wie gehabt mit steinerner Miene ans Ende des Tisches zurückgezogen.
"Ah, da seid ihr ja", sagte Lupin milde lächelnd und klopfte auf die beiden freien Plätze neben sich. "Dann müssen wir nur noch auf Kingsley wart -"
In diesem Moment hörten sie Schritte im Flur und kurz darauf erschien Kingsleys eindrucksvolle Gestalt auch schon im Türrahmen. Er sah ein wenig erschöpft aus und Carina und Alec konnten sich sofort denken, warum: Selbst wenige Stunden, die man in Askaban verbrachte, waren zwischen all den Dementoren sicherlich kein sehr angenehmer Zeitvertreib.
"Gut, dann können wir ja anfangen", brummte Mad-eye. "Neulinge - hinsetzen. Kingley - wir sind ganz Ohr."
Carina und Alec ließen sich schnell neben Lupin nieder, während Dumbledore sich aus seinem leicht abwesenden Zustand löste und erwartungsvoll lächelnd die Fingerspitzen aneinanderlegte. Alle anderen - sogar Snape - setzten sich gerade hin und blickten Kingsley an.
"Also - zunächst kann ich euch dahingehend beruhigen, dass sich sowohl Jason Rutherford als auch Carrow und Macnair immer noch in sehr ungemütlichen Zellen in Askaban befinden. Ich habe die Zellen mit ein paar Kollegen aus dem Zaubereiministerium genauestens untersucht und ein Ausbruch ist wirklich unmöglich."
"Ich würde nicht »unmöglich« sagen...eher »sehr schwierig und unwahrscheinlich«", merkte Sirius an, aber Carina und Alec atmeten innerlich erleichtert aus. Sie wussten beide nicht, was sie erwartet hatten, schließlich wäre ein Ausbruch ohnehin längst bemerkt worden.
Trotzdem...bei Rutherford konnte man nicht sicher genug gehen.
"Freut euch nicht zu früh", seufzte Kingsley.
"Was Carrow und Macnair angeht - die beiden leiden sehr unter den Dementoren, sind zu nichts mehr zu gebrauchen und stehen am Rande des Wahnsinns. Aber Rutherford...er sieht zwar zum Fürchten aus, ist totenblass und hat strähniges Haar, aber ansonsten scheint es ihm recht gut zu gehen." Kingsley warf Carina und Alec einen kurzen Blick zu.
"Er...er hat sich nach euch beiden erkundigt. Er wollte wissen, ob ihr noch im Orden seid und, nun ja, ob eure Blessuren vom Kampf im Archiv schon verheilt sind."
Carina war auf einmal gleichzeitig heiß und kalt und Alec ballte die Hände zu Fäusten.
"Jedenfalls hat er die ganze Zeit mehr oder weniger im Plauderton mit mir gesprochen, bis ich ihn schließlich zu den toten Muggeln bei Selwyn Range befragt habe. Da hat er auf einmal dicht gemacht und überhaupt nichts mehr gesagt, aber während der ganzen Zeit hat er...gelächelt."
"Gelächelt? Wie?", fragte Dumbledore ruhig.
"Überheblich, als wüsste er etwas, das niemand von uns weiß, und gleichzeitig in irgendeiner Weise... unbekümmert und siegessicher", versuchte Kingsley, es zu beschreiben. Ein paar Sekunden lang herrschte nachdenkliches Schweigen, bis es schließlich laut und deutlich "PLOPP" machte und ein gewisser Hauself in der Mitte des Raumes auftauchte.
Wieder richteten sich alle Augen auf Dobby, welcher so viel Aufmerksamkeit nicht gewöhnt zu sein schien und verlegen die dünnen Ärmchen verschränkte.
Dumbledore nickte langsam.
"Dobby - wäre das für dich in Ordnung? Könntest du nach Kanada apparieren, um dich dort ein wenig umzuhören und nach Saddey und der Familie, der sie dient, Ausschau zu halten? Natürlich weiß ich, dass du zur Zeit viel auf Hogwarts zu tun hast, aber du würdest uns damit einen großen Dienst erweisen."
Der Hauself sprang aufgeregt von einem Fuß auf den anderen.
"Oh, Sir, es wäre eine Ehre für Dobby! Nichts erfüllt Dobby mit mehr Freude, als Ihnen helfen zu können! Wenn Sie wollen, Sir, kann ich auf der Stelle loslegen."
Dumbledore nickte zufrieden. "Das wäre großartig, Dobby, vielen Dank. Wenn du etwas wichtiges in Erfahrung bringst, komm bitte so schnell wie möglich hier her zurück; du kannst davon ausgehen, dass sich zu jeder Tageszeit jemand von uns hier im Grimmauldplatz Nr.12 befindet." "Auf jeden Fall ICH werde die ganze Zeit hier sein", murmelte Sirius ein wenig mürrisch, aber das überhörten alle.
Dobby nickte eifrig - man merkte ihm seinen Tatendrang deutlich an.
"Verstanden, Sir, ich werde mir die größte Mühe geben!" Er verbeugte sich tief in alle Richtungen, dann machte es "Plopp" und er war verschwunden.
"Also gut", knurrte Mad-eye, nachdem alle ein paar Sekunden lang geschwiegen hatten.
"Das war schon ein ziemlich ereignisreicher Abend. Gibt's noch etwas hinzuzufügen? Irgendwas anderes zu erzählen?"
Alle schüttelten den Kopf, während Kingsley sich erhob. "Okay, so wie ich das verstanden habe, muss ich morgen zum einen unserem Freund Rutherford in Askaban einen Besuch abstatten - mal sehen, was er zu der Geschichte zu sagen hat. Zum anderen sollte ich beim Amt für die Neuzuteilung von Elfen nachfragen, ob eine Saddey aufgelistet ist...obwohl ich jetzt schon voraussagen kann, dass das vermutlich nicht der Fall ist. Hab ich etwas vergessen?"
Dumbledore erhob sich ebenfalls. "Nein, Kingsley, das sollte alles sein. Ich bitte darum, dass auch du uns so schnell wie möglich informierst...ich schlage vor, dass wir uns morgen Abend erneut hier treffen, um die selbe Uhrzeit."
Er, Snape und Kingsley gingen als erstes; danach leerte sich der Raum immer mehr.
Carina und Alec blieben noch eine Weile sitzen und unterhielten sich mit Sirius und Lupin, aber eigentlich kreisten ihre Gedanken währenddessen die ganze Zeit um die gleichen Fragen: Inwiefern standen die Morde an diesen Muggeln mit ihrem Erzfeind in Verbindung? Und war es möglich, dass letztendlich doch noch nicht alles vorbei war und sich ihr Abenteuer von vor einigen Monaten wiederholen würde?
Alle nickten und murmelten zustimmend, und gleich darauf erhob sich Dumbledore und ließ seinen Zauberstab schlenkern.
Es gab einen lauten Knall, der Carina und Alec zusammenzucken ließ, und plötzlich erschien ein Hauself in der Mitte des Zimmers, nur wenige Meter vom Versammlungstisch entfernt. Er war Saddey nicht unähnlich - riesige Fledermausohren, große Tennisball-Augen - allerdings war er ein paar Centimeter größer, hatte eine spitzere Nase und war deutlich besser gekleidet. Er trug keinen schmutzigen Lappen, sondern jede Menge farbenfrohe, hübsche Strick-Kleidungsstücke übereinander, und auch ansonsten wirkte er deutlich sauberer und weniger verwahrlost.
Im ersten Moment wirkte er ein wenig verwirrt und desorientiert, doch sobald er Dumbledore sah, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus und er verbeugte sich so tief, dass seine Nase den Boden berührte.
"Professor Dumbledore, Sir, welche Ehre!"
Seine Stimme klang genauso piepsig wie Saddeys.
"Dobby war gerade dabei, seine Arbeit im Gryffindor-Gemeinschaftsraum zu verrichten und - verzeihen Sie die Frage, Sir - warum wurde Dobby hier her gerufen?"
"Es tut mir sehr Leid, Dobby, wir werden dich nicht lange aufhalten", sagte Dumbledore freundlich. "Wie du siehst, findet momentan eine Versammlung des Ordens statt und wir stießen soeben auf eine Frage, die nur ein Hauself beantworten kann, wobei ich natürlich sofort an dich gedacht habe."
"Oh, es ist eine Ehre für Dobby, helfen zu können!", quiekte der Hauself begeistert und verbeugte sich abermals.
"Nun denn - vorab würde ich gerne von dir wissen, ob du eine Hauselfin namens Saddey kennst, und ob du weißt, welcher Familie sie gehört." Alle Ordensmitglieder schienen gespannt den Atem anzuhalten.
Dobby tippte sich nachdenklich ans Kinn, nur um schließlich die Ohren hängen zu lassen.
"Nein, Dobby bittet um Vergebung, Sir. Dobby kennt keine Saddey. Dobby kann nur mit Gewissheit sagen, dass sie nicht zur gleichen Zeit wie Dobby in Mr. Malfoys Haushalt gearbeitet hat, und dass sie zur Zeit nicht auf Hogwarts tätig ist."
"Das ist nicht schlimm", sagte Dumbledore beruhigend. "Die eigentliche Frage ist - und ich möchte, dass du sehr gut darüber nachdenkst - wie es ist, die Regeln seines Herrn zu verletzen, inwiefern man seinen Befehlen gehorchen muss und ob du denkst, dass es möglich ist, nur so zu tun, als ob man sich gerade gegen die Befehle eines Zauberers oder einer Hexe wehrt."
Dobby riss erstaunt die Augen auf.
"Oh, das wollen Sie von mir wissen, Sir?"
"Es wäre uns eine große Hilfe."
Dobby verschränkte die dünnen Arme und man sah ihm an, dass ihm ein wenig unwohl zumute war.
"Nun ja, wie Sie sich vorstellen können, Sir, ist es beinahe unmöglich, den Befehlen des eigenen Meisters zu widerstehen. Es erfordert sehr viel Willenskraft, Sir, etwas gegenteiliges von dem zu tun, was man eigentlich tun soll."
Es sah so aus, als müsste er sich ein wenig schütteln. "Als Dobby es damals getan hat, war es, als würde er mit jedem Schritt eine schwere Last hinter sich herziehen, Sir, und jedes verbotene Wort kam nur mit sehr viel Mühe aus Dobbys Mund. Außerdem hatte Dobby die ganze Zeit den Drang, sich selbst zu bestrafen, Sir, da die Malfoys es von ihm verlangt hätten."
Alec und Carina tauschten einen zutiefst beunruhigten Blick aus. So, wie er es beschrieb, hatte Saddey tatsächlich entgegen der Befehle ihres Meisters gehandelt - und dieser Meister hatte sicherlich nicht die besten Absichten.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis bei allen diese Erkenntnis durchgesickert war - dann redeten alle durcheinander.
"Aber was bedeutet das? Soll das ein Zeichen sein - eine Warnung?"
"Verdammt, könnte das mit den Namen nicht... einfach Zufall sein?"
"Wohl kaum, Mundungus!"
"Ich gehe davon aus, dass jemand uns damit etwas sagen wollte..."
"Aber wer? Ich meine, sowohl Brian Glinsky alias Jason Rutherford, als auch seine Kollegen Carrow und Macnair wurden vor einigen Monaten nach ihrem Gerichtsverfahren nach Askaban gebracht!"
"Aber sind sie dort immer noch?"
"Ich bitte dich, erstens ist der Mord an diesen beiden Muggeln über eine Woche her, jemand hätte ja wohl bemerkt, wenn drei Gefangene fehlen würden! Und zweitens spaziert man nicht einfach aus Askaban heraus, wenn es einem gefällt, gerade du solltest das wissen -"
"ICH habe es geschafft."
"Das ist wahr, Sirius, aber du konntest dich in deiner Animagusgestalt an den Dementoren vorbei schleichen. Außerdem warst du unschuldig; die Dementoren konnten dir nicht so viel anhaben, wie sie es normalerweise tun!"
Während die anderen noch immer diskutierten, war Alec genauso bleich geworden, wie Carina es war. Das Ganze war zwar für alle eine beunruhigende Angelegenheit, aber keiner von ihnen hatte so viel mit Jason Rutherford zu tun gehabt, wie die beiden - Alec konnte sich nur allzu deutlich an sein höhnisches Lächeln erinnern, als sie herausgefunden hatten, dass er sie all die Zeit hintergangen hatte; an den schrecklichen Kampf im Archiv des deutschen Zaubereiministeriums, bei dem er nur haarscharf dem Tod entkommen war und von dem er immer noch Narben mit sich trug.
Abgesehen von Lord Voldemort höchst persönlich gab es niemanden, vor dem sich Alec mehr fürchtete, obwohl er es vermutlich niemals zugegeben hätte; und es gab absolut niemanden, den er mehr hasste.
Während der letzten Monate hatten Carina und er sich nur mit dem Gedanken beruhigen können, dass ihr Erzfeind sich bis zu seinem Lebensende in einer hübschen kleinen Zelle im gefürchteten Askaban befinden würde, und dass sie ihn niemals wiedersehen würden - das machte die Vorstellung, dass es doch nicht so sein könnte, umso schrecklicher.
Alec griff unter dem Tisch nach Carinas Hand und drückte sie kurz, woraufhin sie sich zu einem Lächeln zwang.
"Ich bitte um Ruhe", rief Mad-eye schließlich und haute mit der Faust auf den Tisch, und augenblicklich herrschte eine angespannte Stille.
"Also, ich halte es für ausgeschlossen, dass Rutherford geflohen sein könnte. Ich habe in meinem verdammten Leben schon so viele Todesser eigenhändig nach Askaban befördert, und bei Merlins Bart, für gewöhnlich hat man danach nicht mehr viel von denen gehört!" Er stieß ein rasselndes Lachen aus, und Carina und Alec dachten beide das Gleiche: Dass er manchmal echt genauso unheimlich wirkte, wie er cool war.
"Trotzdem scheinen diese Morde - auf welche Weise auch immer - mit Rutherford in Verbindung zu stehen, deswegen sollte jemand ihn auf jeden Fall demnächst in seiner Zelle besuchen und befragen. Kingsley, du hast die Genehmigung, Askaban zu betreten, nehme ich an?"
Kingsley nickte bestätigend. "Ich mache mich gleich nach der Versammlung auf den Weg."
Dumbledore hatte die Fingerspitzen aneinander gelegt und blickte durch seine Halbmondbrille hindurch nachdenklich ins Leere.
"Es ist gleichermaßen skrupellos und gewitzt, extra nach Kanada zu fahren und dort am richtigen Ort zwei wehrlose Muggel zu töten, nur, um uns Angst einzujagen - es muss jemand getan haben, dem etwas an Dramatik liegt; jemand, der sich oft überschätzt und gerne mit seinen Feinden spielt, bevor er tatsächlich plant, sie zu besiegen. Um ehrlich zu sein würden mir viele Todesser einfallen, zu denen diese Beschreibung passt - allerdings können wir den Kreis der Verdächtigen deutlich verkleinern, wenn wir überlegen, wer dieser Leute irgendetwas mit den Selwyns oder Rutherfords zu tun hat."
Carina kam eine Idee. Es wäre eine logische Erklärung...naja, zumindest halbwegs logisch.
"Was ist mit Selwyn?", fragte sie langsam.
"Selwyn, er ist Jasons Vater und ein Todesser. Könnte er es nicht getan haben?"
Ich meine, irgenwo gelesen zu haben, dass die Inspiration für Hagrid kam, als JKR in einer Bar einen furchteinflößend wirkenden, bärtigen, ziemlich großen Motorradfahrer getroffen hat, mit dem sie ins Gespräch gekommen ist und der letztendlich unglaublich nett war. Daher kam dann vermutlich die grundsätzliche Idee für den Charakter, aber es ist natürlich gut möglich, dass Robbie Coltrane als Inspiration für weitere Details der Figur gedient hat. Das kann ich nicht so gut beurteilen, da ich ihn in noch keiner anderen Rolle gesehen hab. 🤔
Was Maggie Smith angeht - ich habe sie als "die arme Tante Charlotte", die Anstandsdame von Lucy Honeychurch, in "Zimmer mit Aussicht" gesehen, und ich kann mir gut vorstellen, dass sie in der Rolle in vielerlei Hinsicht als Inspiration für McGonagall gedient haben könnte. Sie ist in der Rolle vollkommen humorlos und engstirnig, sehr streng und ständig besorgt - sie jammert für Minerva McGonagalls Verhältnisse ein bisschen zu viel herum und hat auch nicht diesen sarkastischen Charme, der die Professorin auszeichnet, aber einige Charakterzüge passen wie die Faust aufs Auge. Ich kann den Film nur empfehlen, dann könnt ihr euch selbst ein Bild davon machen - und die junge McGonagall mit einer jungen Bellatrix in ihrer Obhut zu sehen, ist irgendwie immer wieder witzig. 😅
Alan Rickman ist meiner Meinung nach für die Rolle als Snape wie geschaffen; ich könnte mir eigentlich keinen anderen Schauspieler vorstellen, der diese kühle Stimme, dieses herablassende Lächeln, die Emotionen am Ende und all das genau so gut dargestellt haben könnte. Ich habe ihn in zwei Rollen außer in Harry Potter gesehen - in "Stirb langsam" als Hans/Jack Gruber und in "Sinn und Sinnlichkeit" als Colonel Christopher Brandon. Man könnte sagen, dass die Rolle des Snape irgendwie eine Mischung der beiden Figuren ist: Gruber ist der gelassene Bösewicht und Colonel Brandon ist der oft nicht wirklich beachteter Held, der (zumindest am Anfang von "Sinn und Sinnlichkeit") unerwiedert verliebt ist. Und allgemein könnte ich mir gut vorstellen, dass Alan Rickmans Schauspielkünste, Gesichtsausdrücke, die tiefe Stimme usw. JKR inspiriert haben könnten.
Während sich Alec und Carina noch eine Weile fröhlich mit Sirius unterhielten, kamen nach und nach die Ordensmitglieder an. Zuerst Lupin und Tonks, dann Mad-eye, dann Mundungus Fletcher und Sturgis Podmore, und schließlich Severus Snape, Alecs und Carinas ehemaliger verhasster Zaubertränke-Lehrer. Er nickte ein paar Leuten mit verkniffenem Gesichtsausdruck zu, warf Sirius und Lupin einen kurzen hasserfüllten Blick zu und verzog sich dann schweigend in eine Ecke des Raumes. Zum Glück ignorierte er Alec und Carina komplett - vermutlich gäbe es andernfalls nur wieder einen spöttischen Schlagabtausch, dachte Carina seufzend, aber der Abend war ja noch jung.
Zuletzt betrat Albus Dumbledore höchst persönlich den Versammlungsraum vom Grimmauldplatz Nr. 12, ihr ehemaliger Schulleiter, den sie allerdings immer sehr gemocht hatten. Wie gewöhnlich strahlte er Wärme und Freundlichkeit und gleichzeitig diese undefinierbare Aura der Macht und Weisheit aus, die zunächst alle Blicke auf sich zog. Vielleicht lag dies aber auch an seiner auffälligen Erscheinung, die jeden Muggel dazu gebracht hätte, sich erstaunt umzudrehen. Er trug einen silbernen Umhang und einen dazu passenden Hut und sein langer silbriger Bart wurde in der Mitte von einer schmalen Kette zusammen gehalten. Er hatte die Hände gelassen hinter dem Rücken verschränkt und musterte den Raum durch die Halbmondbrille hindurch, die auf seiner Hakennase thronte.
"Es sind bereits alle da", stellte er vergnügt fest. "Verzeiht bitte das Zuspätkommen eines alten Mannes, ich hatte noch ein paar unaufschiebliche Dinge zu erledigen."
Sein Blick fiel auf Carina und Alec und seine hellblauen Augen funkelten zufrieden.
"Ah ja, da ist ja der jüngste Zuwachs des Ordens. Mad-eye erzählte mir schon, dass ihr beide euch sehr gut macht.
Wer hätte das gedacht, der junge Alec Moher, der sich nicht selten nach Hogsmeade geschlichen hat, wenn er angeblich wegen Übelkeit im Krankenflügel liegen sollte...und Carina Mcmay, die den armen Mr. Filch nach einer seiner berühmten Moralpredigten mit dem Babbelfluch belegt hat... zwei vollwertige Mitglieder des Ordens." Er zwinkerte den beiden wohlwollend zu und Carina und Alec grinsten sich verlegen an. Na toll, natürlich konnte sich der Schulleiter auch jetzt noch an alles erinnern, das die beiden jemals ausgefressen hatten.
Nach ein bisschen weiterem Smalltalk setzten sich alle und Mad-eye räusperte sich.
"Schluss mit dem Gerede, ich erkläre die Versammlung hiermit für eröffnet!"
Super Text und eigentlich kann ich dir in allen Punkten zustimmen.:)
Ich war auch ziemlich enttäuscht von der Darstellung von Ron - wenn er mal etwas sagt, dann ist es mit 99%iger Wahrscheinlichkeit irgendetwas Unnötiges, um etwas Humor in die Geschichte zu bringen. Und hat er nicht sogar im Gespräch mit Hermine erwähnt, dass er auf der Hochzeit der beiden betrunken war? Auf jeden Fall hätte ich Besseres von ihm erwartet. 😅
Noch schlimmer finde ich aber teilweise Harrys Charakter in diesem Teil. Er sagt tatsächlich zu Albus, ich zitiere: "Es gibt Augenblicke, da wünschte ich, du wärst nicht mein Sohn." Klar, das geschieht im Streit und Albus provoziert ihn auch ziemlich, aber es ist schon krass, so etwas zu seinem Kind zu sagen.
Albus Severus Potter geht mir ehrlich gesagt die meiste Zeit ziemlich auf die Nerven - er hat es als einziger Slytherin der Potter-Familie auf jeden Fall nicht leicht, aber er jammert ziemlich viel rum und ich verstehe bis heute nicht, warum er plötzlich auf die Idee gekommen ist, Cedric Diggory mit einem Zeitumdreher zu retten.
Apropos - der nette, sympathische, beliebte Hufflepuff-Cedric Diggory? Ein Todesser geworden? Bitte?! 😱
Was Albus und Scorpios angeht - das ist meiner Meinung nach eine der positiveren Seiten des Buches, diese Freundschaft zwischen einem Potter und einem Malfoy.
Und auch Scorpios ist mir wegen seines Hermine-ähnlichen Charakters sehr sympathisch.
Delphi wirkt, wie ich finde, in ihrer Rolle als Bösewicht ziemlich cool und charismatisch - aber das mit ihrer Herkunft und Entstehung ist einfach nur unlogisch und wird es wahrscheinlich auch immer bleiben (falls J. K. Rowling nicht eines Tages Stellung dazu bezieht).
Und ja, ich finde das Ende des Buches auch echt schön, aber nicht so toll wie die finalen Sätze des 7. Teils.
Meiner Meinung nach hätte nach "All was well" endgültig Schluss sein können. 😅